Siniša Kandic in der Galerie Heinz-Martin Weigand in Ettlingen
Siniša Kandic, geboren 1967 in Zagreb, stellt zum dritten Mal, nach 2002 und 2004 in der Galerie Heinz-Martin Weigand in Ettlingen aus. (https://www.galerie-weigand.de/index_d.htm )Was nicht nur bedeutet, dass der Künstler mit dem Galeristen offenbar gut kann, sondern dass sich einiges ereignet, im künstlerischen Werk von Siniša Kandics, innerhalb so kurzer Zeit. Sonst käme ein Galerist wohl nicht auf die Idee, einen seiner Künstler in so rascher Abfolge dem Publikum zu präsentieren. Und tatsächlich kann man mehr als überrascht sein, wenn man die Arbeiten des Absolventen der Düsseldorfer Kunstakademie der letzten 13 Jahre Revue passieren lässt. (www.kandic.de) Kandic erregte erstmals durch seine Teilnahme an der Art Cologne 1999 Aufsehen, als in einem Artikel im Kunstmarkt der FAZ zu lesen war, dass seine Düsseldorfer Galeristin, Cora Hölzl, schon zur Messehalbzeit sämtliche Arbeiten von ihm verkauft hatte. So etwas tut gut – und ist gefährlich. Dann nämlich, wenn einmal erfolgreiche Rezepte als so tragfähig erscheinen, dass jede weitere Entwicklungen zugunsten eines erfolgreichen Wiedererkennungswertes hintangehalten werden. Kandic Arbeiten aus dieser Zeit würde man, ohne weiteres Wissen, ad hoc der Konkreten Kunst zuordnen – was sie nur zum Teil sind. Zwar ist seine Akkuratesse, mit der er den Farbauftrag auf zwei hintereinander montierten Glasplatten aufbrachte, ohne Zuhilfenahme von Zollstab oder Lineal nicht machbar, allerdings bedeutet Vermessung noch lange keine Konkretion. Die bewusste, vorher bestimmte Abfolge von farbigen Streifen schon, und die beiden Glasebenen, die sich im Auge des Betrachters schlussendlich unter einem bestimmten Blickwinkel zu einer verschmelzen, zeigt auf, dass sich Kandic intensiv mit der OP-Art auseinandergesetzt hat. Nicht verwunderlich, beim Vorbild seines Lehrers Christian Megert an der Düsseldorfer Akademie. (www.megert.de) Die Arbeit „Giotto`s space“ aus dem Jahre 1994 macht aber schon deutlich, dass es Siniša Kandic um mehr als nur die Umsetzung mathematischer Phänomene in Malerei geht. Die Beschäftigung mit der Leuchtkraft der Farben Giottos und die Verwendung derselben in einem gänzlich anderen formalen Zusammenhang zeigen, dass Kandic die Kunstgeschichte ganz genau studiert und sie in seinem eigenen Werk punktuell verarbeitet. In der Ausstellung bei Weigand in Ettlingen ist nicht mehr viel zu sehen von konkretem Kunstansatz. Umsomehr ist erkennbar, dass sich der Künstler nicht auf seinen Lorbeeren ausruht sondern weitere Entwicklungen zuläßt. Was von seinen alten Arbeiten noch geblieben ist, ist der Einsatz von zwei hintereinander montierten Glasscheiben bei einigen Werken. Doch sind es nicht mehr Streifen, sondern verfremdete Photographien, Glasätzungen und Beschriftungen, die den objekthaften Kästen lesbare Inhalte hinzufügen. Die neuen Arbeiten zeigen, dass Kandic sich stärker dem Erzählen zuwendet, wenn er den Betrachtern auch keine geschlossenen Geschichten anbietet. Seine konzeptuell erarbeiteten Werke haben persönlich Erlebtes, Erschautes und Erhörtes zur Grundlage und geben so stärker Einblick in die Gedanken- und Gefühlswelt des Künstlers. Die Beschäftigung mit der optischen Wahrnehmung dominiert jedoch nach wie vor auch in allen neuen Arbeiten. So z.B. in den „Ornastrukten“ – einer Serie von computerbearbeiteten Miniaturphotos, die Kandic so additiv und verkleinert anordnet, dass sich auf den ersten Blick Ornamente ergeben, die an Gewebe erinnern. Hier ist der Künstler zeitgeistig unterwegs, denn die Überlistung der optischen Wahrnehmung wird in der aktuellen Kunst in mehreren vergleichbaren Positionen sichtbar. Genannt seien hier die bei der documenta12 gezeigten Arbeiten von Zofia Kulik, die schon Ende der 80er Jahre große Schwarz-weiß-Tableaus aus einzelnen, kleinen Photos zusammensetzte. Aus der Entfernung gesehen, ergibt sich der Eindruck von persischen Teppichmusterungen, erst in der Nahsicht sind Einzelheiten wie Gegenstände oder Menschen erkennbar. (https://www.documenta12.de/uebersichtsdetails.html?L=0&gk=A&level=&knr=48) Nahe auch an Kandics Ornastrukturen befindet sich die Arbeit von Stefan Klenke, der – im Gegensatz zu Kandic – Architekturausschnitte vergrößert und zu kaleidoskopartigen Bildern zusammensetzt. (https://www.photoboxgallery.com/stefanklenke/2795281) Was Siniša Kandic von den letztgenannten unterscheidet, ist jedoch der Umstand, dass die von ihm verwendeten Fotos auf Räume und Orte hinweisen, die in seinem persönlichen Erleben eine Rolle spielen. Wie z.B. ein verlassenes Hotel und ein Turm in Düsselsdorf, die er von seiner Wohnung aus sehen kann, oder eine Garage, an der er tagtäglich vorbeikommt. Ebenso als persönliche Verweise sind jene Beschriftungen und Betitelungen zu verstehen, die Siniša Kandic oftmals seinen Arbeiten hinzufügt. „Encoded flow“, der Titel der Ausstellung, ist ein Track aus dem Album des instrumental-Hip-Hoppers Darbrye, den Kandic während des Arbeitens hörte. Die Beschriftung ist unter eine Installation in der Galerie gesetzt, die das kodierte Foto des Reiterstandbilds Kaiser Wilhelms II, das auf der Kölner Rheinbrücke steht, zeigt. Kodiert, da es auf den Kopf gestellt, und nicht als Foto, sondern mit Kaffeepulver ausgearbeitet wurde. Eine Technik, die der Künstler in jüngster Zeit mehrfach angewendet hat. Die beiden seitlich an den Wänden angeordneten Glasarbeiten nehmen ebenfalls das Motiv des Reiterstandbildes auf, hinterlegen,
Die Ausstellung läuft noch bis zum 3. November. Ab 10.11. zeigt Heinz-Martin Weigand James Carl mit dem Ausstellungstitel „Jalousie“. (www.galerie-weigand.de)