Africa meets contemporary dance

Africa meets contemporary dance

Michaela Preiner

Foto: ( )

20.

März 2012

Wer würde in Zeiten wie diesen nicht davon träumen, dicke Goldbarren sein Eigen zu nennen! Ula Sickle, die canadisch/belgische Choreografin, die mit Dinozor und Jolie Ngemi ins Tanzquartier eingeladen war, verwendete die Bezeichnung „solid gold“ jedoch für die Produktion des aus dem Kongo stammenden jungen Tänzers, der damit das erste Mal in Österreich auftrat.Wer würde in Zeiten wie diesen nicht…

Solid gold und Jolie im Tanzquartier

Jolie im Tanzquartier Wien

Jolie im Tanzquartier Wien - Foto: © Laurent Paillier, Ula Sickle, Vincent Pinckaers

Wer würde in Zeiten wie diesen nicht davon träumen, dicke Goldbarren sein Eigen zu nennen!
Ula Sickle, die canadisch/belgische Choreografin, die mit Dinozor und Jolie Ngemi ins Tanzquartier eingeladen war, verwendete die Bezeichnung „solid gold“ jedoch für die Produktion des aus dem Kongo stammenden jungen Tänzers, der damit das erste Mal in Österreich auftrat. Die Assoziationen, die dem Aufritt seinen Titel gaben, sind leicht erklärt. Gold, weltweit eines der meist gesuchten Edelmetalle, zählt zu den Bodenschätzen des Heimatlandes von Dinozor (Patrick Mbungu), der 1987 in Kinshasa geboren wurde. Pures Gold scheint im übertragenen Sinn dem jungen Tänzer aber auch durch seine Adern zu fließen. Beeinflusst vom traditionellen, kongolesischen Tanz ebenso wie vom Rap startete er seine Karriere, die ihn nach vielen Workshops auch auf internationale Bühnen brachte. Mit der Produktion „more more more…future“ von Faustin Linyekula uraufgeführt 2009 in Brüssel und seitdem erfolgreich weltweit tourend, ist er in ein Projekt eingebunden, dass nicht nur medial große Aufmerksamkeit erregte.

Jolie Ngemi, ebenfalls aus Kinshasa stammend und 2 Jahre jünger als Dinozor, wählte für ihren Auftritt schlicht ihren eigenen Namen als Motto. Ihre tänzerische Ausbildung erhielt sie in Kinshasa, Goma und Kigali und trat in dem Stück „Mists“ von Thomas Steyaert 2010 auf. Außerdem unterstützte sie mit ihrer Performance Konzerte des Rappers Lexus sowie Lokua Kanza.

In den Auftritten von Dinozor und Jolie Ngemi sind starke Parallelen vorhanden. Beide geben ihrer Performance einen geschlossenen Rahmen, eröffnen und beenden diese mit denselben Bewegungsmustern. Darüber hinaus jedoch ist es ihr globaler Zugang zum Tanz, der sich in ihren Choreografien wiederfindet. Dinozor, der über weite Strecken mit seinem tänzerischen Talent, sowie seiner Kraft, Ausdauer und Akrobatik beeindruckt, vereint nicht nur traditionellen afrikanischen Tanz mit internationalem zeitgenössischem, sondern integriert auch noch Schrittfolgen aus Hollywood- und Broadwayproduktionen wie einst von Fred Astair in sein Programm. Ein ständiger Wechsel zwischen den Genres und ganz zum Schluss noch eine kleine Persiflage an eine eingeübte Choreografie – in welcher er das Programm in wenigen Minuten noch einmal Revue passieren ließ – zeigen, dass Dinozor angekommen ist im Hier und Jetzt des internationalen Tanzes. Besonders hervorzuheben dabei ist die akustische Untermalung, für die Yann Leguay, genauso wie im Stück von Jolie Ngemi, verantwortlich zeichnet. Er benutzt die eigenen Körpergeräusche der Tänzer, um sie elektronisch zu verstärken, umzuwandeln, in Loops wieder und wieder laufen zu lassen und mischt dabei noch live den Sound zum Bühnengeschehen. Dadurch erreicht er, dass sich die Bewegungen ohne festgelegte musikalische Zuordnung zu Assoziationsketten fügen, die anders sein können, als würde man afrikanische Rhythmen oder Broadwaymusik, Rap oder andere fix konnotierte Musik verwenden. Und dennoch spielt die menschliche Wahrnehmung diesem Konzept einen Streich. Sobald Dinozor eindeutig zuzuordnende Schrittfolgen ausführt, weist einem die Erinnerung sofort das jeweilige Genre der Ursprungsmusik zu, zu welcher normalerweise getanzt wird.

Ein wenig anders ist dies beim Auftritt von Jolie Ngemi. Sie erscheint wegen einiger gefärbter bunter Haarsträhnen, die sich so herrlich von ihren schwarzen Haaren abheben, als schwarzer Paradiesvogel und lässt keinen Zweifel daran, dass sich ihre Tanzmotivation zu einem großen Teil aus der Tradition ihres Heimatlandes speist. Dazu deklamiert sie selbst kurze rhythmische Textpassagen, die, wie sie danach im Publikumsgespräch erklärte, eigentlich Aufforderungen an das Publikum sind, mitzutanzen oder dem Geschehen mit allen Sinnen zu folgen. Ein in Kinshasa übliches Ritual, das von Animateuren gepflegt wird, die vor Auftritten und Konzerten das Publikum einstimmen und den Saal „einheizen“. Auch sie wird von Yann Leguay kräftig akustisch unterstützt, nur bildet ihre Stimme einen wesentlich stärkeren Teppich, der ihren Tanz trägt, als dies bei Dinozor der Fall ist. Immer wieder wechselt sie in ihrer Choreografie zwischen Bewegungen, die wie in Zeitlupe erscheinen, um dann wieder in ein normales Tempo zu kippen. Dadurch erreicht sie, auch sekundiert durch eine Lichtregie mit starken Reizwechseln, eine sehr lyrische Aussage. Ihre Notation erweckt den Eindruck, als ob sie sich an die Tänze ihrer Heimat erinnern würde, als ob sie mit ihrem eigenen Körper etwas weiter tragen möchte, das sie nicht wirklich festhalten kann.

Ein Tanzabend, der auch Dank des anschließenden moderierten Künstlergespräches Gelegenheit bot, weit über unsere Grenzen hinauszublicken.

Solid Gold from ula sickle on Vimeo.

June 9th & 10th, 2011 Kaaitheater studios, Brussels (BE)

Created with and performed by Dinozord, a contemporary dancer from Kinshasa, Solid Gold traces the roots of Hip Hop, from traditional African dance to forms of entertainment dance from Broadway and Hollywood to MTV. As the solo moves from one hit dance style to the next, and from one epoch to another, the rhythms of each dance are amplified. Gradually the dancers steps, movement and breath becomes a musical score on which he in turn dances.

Première: March 4th – 7th, 2010 @ Tangente Laboratoire de la danse Contemporain, Montreal (CA), April 15th, 2010 @ KVS, Brussels (BE) / July 15th & 16th, 2010 @ Centre Culturel Francais, Kinshasa (DRC), February 12th & 13th @ Side Step Festival Zodiak, Helsinki (FI), June 9th & 10th, 2011 Kaaistudios, Brussels (BE)

Jolie from ula sickle on Vimeo.

June 9th & 10th, 2011 – Kaaitheater Studios, Brussels

Jolie, a solo created with and for Congolese dancer Jolie Ngemi, explores the idea of beauty in Congolese music and dance, where, as art critic Archille Mbembe has written, clashing contradictions, ugliness and the noise of everyday life in the Congo is compressed and transformed. The solo explores dance in its most popular form, sampled from Congolese music videos and night clubs. The music for the performance is generated by the voice of the performer herself, through a live interaction with French composer Yann Leguay.

Première: 5th & 6th May, 2011 – Rencontres chorégraphiques internationales de Seine-Saint-Denis, June 9th & 10th, 2011 – Kaaitheater Studios, Brussels w/ Solid GoldSolid gold und Jolie im Tanzquartier

Jolie im Tanzquartier Wien

Jolie im Tanzquartier Wien - Foto: © Laurent Paillier, Ula Sickle, Vincent Pinckaers

Wer würde in Zeiten wie diesen nicht davon träumen, dicke Goldbarren sein Eigen zu nennen!
Ula Sickle, die canadisch/belgische Choreografin, die mit Dinozor und Jolie Ngemi ins Tanzquartier eingeladen war, verwendete die Bezeichnung „solid gold“ jedoch für die Produktion des aus dem Kongo stammenden jungen Tänzers, der damit das erste Mal in Österreich auftrat. Die Assoziationen, die dem Aufritt seinen Titel gaben, sind leicht erklärt. Gold, weltweit eines der meist gesuchten Edelmetalle, zählt zu den Bodenschätzen des Heimatlandes von Dinozor (Patrick Mbungu), der 1987 in Kinshasa geboren wurde. Pures Gold scheint im übertragenen Sinn dem jungen Tänzer aber auch durch seine Adern zu fließen. Beeinflusst vom traditionellen, kongolesischen Tanz ebenso wie vom Rap startete er seine Karriere, die ihn nach vielen Workshops auch auf internationale Bühnen brachte. Mit der Produktion „more more more…future“ von Faustin Linyekula uraufgeführt 2009 in Brüssel und seitdem erfolgreich weltweit tourend, ist er in ein Projekt eingebunden, dass nicht nur medial große Aufmerksamkeit erregte.

Jolie Ngemi, ebenfalls aus Kinshasa stammend und 2 Jahre jünger als Dinozor, wählte für ihren Auftritt schlicht ihren eigenen Namen als Motto. Ihre tänzerische Ausbildung erhielt sie in Kinshasa, Goma und Kigali und trat in dem Stück „Mists“ von Thomas Steyaert 2010 auf. Außerdem unterstützte sie mit ihrer Performance Konzerte des Rappers Lexus sowie Lokua Kanza.

In den Auftritten von Dinozor und Jolie Ngemi sind starke Parallelen vorhanden. Beide geben ihrer Performance einen geschlossenen Rahmen, eröffnen und beenden diese mit denselben Bewegungsmustern. Darüber hinaus jedoch ist es ihr globaler Zugang zum Tanz, der sich in ihren Choreografien wiederfindet. Dinozor, der über weite Strecken mit seinem tänzerischen Talent, sowie seiner Kraft, Ausdauer und Akrobatik beeindruckt, vereint nicht nur traditionellen afrikanischen Tanz mit internationalem zeitgenössischem, sondern integriert auch noch Schrittfolgen aus Hollywood- und Broadwayproduktionen wie einst von Fred Astair in sein Programm. Ein ständiger Wechsel zwischen den Genres und ganz zum Schluss noch eine kleine Persiflage an eine eingeübte Choreografie – in welcher er das Programm in wenigen Minuten noch einmal Revue passieren ließ – zeigen, dass Dinozor angekommen ist im Hier und Jetzt des internationalen Tanzes. Besonders hervorzuheben dabei ist die akustische Untermalung, für die Yann Leguay, genauso wie im Stück von Jolie Ngemi, verantwortlich zeichnet. Er benutzt die eigenen Körpergeräusche der Tänzer, um sie elektronisch zu verstärken, umzuwandeln, in Loops wieder und wieder laufen zu lassen und mischt dabei noch live den Sound zum Bühnengeschehen. Dadurch erreicht er, dass sich die Bewegungen ohne festgelegte musikalische Zuordnung zu Assoziationsketten fügen, die anders sein können, als würde man afrikanische Rhythmen oder Broadwaymusik, Rap oder andere fix konnotierte Musik verwenden. Und dennoch spielt die menschliche Wahrnehmung diesem Konzept einen Streich. Sobald Dinozor eindeutig zuzuordnende Schrittfolgen ausführt, weist einem die Erinnerung sofort das jeweilige Genre der Ursprungsmusik zu, zu welcher normalerweise getanzt wird.

Ein wenig anders ist dies beim Auftritt von Jolie Ngemi. Sie erscheint wegen einiger gefärbter bunter Haarsträhnen, die sich so herrlich von ihren schwarzen Haaren abheben, als schwarzer Paradiesvogel und lässt keinen Zweifel daran, dass sich ihre Tanzmotivation zu einem großen Teil aus der Tradition ihres Heimatlandes speist. Dazu deklamiert sie selbst kurze rhythmische Textpassagen, die, wie sie danach im Publikumsgespräch erklärte, eigentlich Aufforderungen an das Publikum sind, mitzutanzen oder dem Geschehen mit allen Sinnen zu folgen. Ein in Kinshasa übliches Ritual, das von Animateuren gepflegt wird, die vor Auftritten und Konzerten das Publikum einstimmen und den Saal „einheizen“. Auch sie wird von Yann Leguay kräftig akustisch unterstützt, nur bildet ihre Stimme einen wesentlich stärkeren Teppich, der ihren Tanz trägt, als dies bei Dinozor der Fall ist. Immer wieder wechselt sie in ihrer Choreografie zwischen Bewegungen, die wie in Zeitlupe erscheinen, um dann wieder in ein normales Tempo zu kippen. Dadurch erreicht sie, auch sekundiert durch eine Lichtregie mit starken Reizwechseln, eine sehr lyrische Aussage. Ihre Notation erweckt den Eindruck, als ob sie sich an die Tänze ihrer Heimat erinnern würde, als ob sie mit ihrem eigenen Körper etwas weiter tragen möchte, das sie nicht wirklich festhalten kann.

Ein Tanzabend, der auch Dank des anschließenden moderierten Künstlergespräches Gelegenheit bot, weit über unsere Grenzen hinauszublicken.

Solid Gold from ula sickle on Vimeo.

June 9th & 10th, 2011 Kaaitheater studios, Brussels (BE)

Created with and performed by Dinozord, a contemporary dancer from Kinshasa, Solid Gold traces the roots of Hip Hop, from traditional African dance to forms of entertainment dance from Broadway and Hollywood to MTV. As the solo moves from one hit dance style to the next, and from one epoch to another, the rhythms of each dance are amplified. Gradually the dancers steps, movement and breath becomes a musical score on which he in turn dances.

Première: March 4th – 7th, 2010 @ Tangente Laboratoire de la danse Contemporain, Montreal (CA), April 15th, 2010 @ KVS, Brussels (BE) / July 15th & 16th, 2010 @ Centre Culturel Francais, Kinshasa (DRC), February 12th & 13th @ Side Step Festival Zodiak, Helsinki (FI), June 9th & 10th, 2011 Kaaistudios, Brussels (BE)

Jolie from ula sickle on Vimeo.

June 9th & 10th, 2011 – Kaaitheater Studios, Brussels

Jolie, a solo created with and for Congolese dancer Jolie Ngemi, explores the idea of beauty in Congolese music and dance, where, as art critic Archille Mbembe has written, clashing contradictions, ugliness and the noise of everyday life in the Congo is compressed and transformed. The solo explores dance in its most popular form, sampled from Congolese music videos and night clubs. The music for the performance is generated by the voice of the performer herself, through a live interaction with French composer Yann Leguay.

Première: 5th & 6th May, 2011 – Rencontres chorégraphiques internationales de Seine-Saint-Denis, June 9th & 10th, 2011 – Kaaitheater Studios, Brussels w/ Solid Gold

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