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Shakespeares Sommernachtstraum als rauschendes Theaterfest

Foto: ©Pierre Grosbois

Foto: ©Pierre Grosbois

Es war ein fulminanter Theaterabend. Voll von Sprache, Musik, voll von lebendigen Schauspielern aber auch einem Publikum, das mehr als einmal plötzlich auch zum Akteur wurde. „La nuit surprise par le jour“ – was übersetzt so viel heißt wie, „Die Nacht, die vom Tag überrascht wurde“, das ist der Name einer Pariser Theatergruppe, die man sich merken sollte. Unter der Direktion von Yann-Joel Collin gelang ihren Mitgliedern beim derzeitigen Gastspiel im Straßburger TNS ein Balanceakt am Theaterhochseil, der da hieß: Lasst uns 4 Stunden Shakespeare spielen, Spaß daran haben und das Publikum mitreißen.

Das meistgespielte Stück des Theatertitanen Shakespeare verkommt heute, trotz vordergründig oft modernem Gewande, gerne zum wundersamen Feenstück, dem man sein Alter, das es auf dem Buckel trägt, meist leidlich ansieht. Nicht so bei dieser Aufführung. Sie war frisch, spritzig, witzig, aufregend, überraschend, lyrisch, fantastisch und modern. Sie holte das Publikum – alt und jung zu gleichen Teilen gemischt – gleich zu Beginn dort ab, wo es heute zuhause ist – beim abendlichen Fernsehen. Noch während sich die Besucherinnen und Besucher ihre Plätze suchten, filmte ein Kameramann die Menschen bei diesen Vorbereitungen auf den Theaterabend. Diese Eindrücke wurden auf die große Leinwand übertragen, die zu Beginn noch die vierte Wand im Theater darstellte – also jene, vor der das Stück üblicherweise gespielt wird. So kam Schwung ins Geschehen, ohne dass ein Geschehen noch begonnen hatte.

Ein Sommernachtstraum im TNS © Pierre Grosbois

Ein Sommernachtstraum im TNS © Pierre Grosbois

Furios ging´s dann gleich weiter mit dem ersten Auftritt der Shakespear´schen Figur des Theseus, dem Herzog von Athen – ganz im Stile eines Fernsehentertainers, der sich im Laufschritt hinter die letzte Publikumsreihe begab , sich dort an ein Mikrophon stellte und – wiederum live gefilmt und auf die Leinwand projiziert – seine ersten Sätze ins Publikum rief. Ab diesem Moment war klar: das ist Shakespeare – ultramodern. Und was auch klar war, und bis zum Schluss der Aufführung die Stimmung trug, das war eine Leichtigkeit der Interpretation, die mit einer großen Portion Humor gespickt war. Nichts, aber auch gar nichts wird in dieser Inszenierung ernst genommen, und die ohnehin schon von Shakespeare komödiantisch angelegten Szenen, in welchen Handwerker versuchen, für die geplante Hochzeit von Theseus und Hippolyta ein kleines Theaterstück aufzuführen, diese kleinen Szenen erwiesen sich als fulminantes Spiel, in welchem sich das Theater selbst feiern konnte. Die Auftritte darin waren mit viel Slapstick und Klamauk gewürzt, mit wenigen Figuren nur besetzt, aber diese dafür mit einer komödiantischen Spielfreude ausgestattet, wie sie nur an ganz großen Theaterbühnen zu finden ist.

Cyril Bothorel, dessen erster Auftritt völlig unerwartet mitten aus den Zuschauerrängen heraus geschah, gelang mit seiner Schauspielkunst, das Publikum von der ersten Sekunde an zu fesseln und unbändig zu unterhalten. Wie er hundertmale sich entschuldigend zu Wort meldete, wie er im Laufe des Abends immer wieder mit dem Publikum improvisierte und sogar einen jungen Mann dazu brachte, in der Pause das Weite zu suchen, wie er am Ende des Stückes einen Bühnentod starb, der sich über 10 Minuten zog und das Publikum zum Tränenlachen brachte, das alles war, bzw. ist Schauspielkunst vom Feinsten. Die Idee, die unterschiedlichen Rollen im Stück auf weniger Akteure zu verteilen, sodass Doppel- und Dreifachbesetzungen, wie im Falle von Bothorel ,zustande kommen, ist zwar nicht neu, in dieser speziellen Konstellation jedoch sehr gelungen. Mehrfache, sich überlagernde Bedeutungsebenen sind schon in Shakespeares Originalstück mehr als ausreichend vorhanden, durch den Kunstgriff jedoch, das Stück zweizuteilen, in Akteure mit Theaterkostümen und solchen, die in heutiger Straßenkleidung agierten, gelang eine glaubwürdige Transferierung des Themas um Liebe und Verblendung ins Hier und Jetzt. Vor allem das Agieren mit der Filmkamera, die teilweise von den Schauspielern selbst in die Hand genommen wurde, sowie das Rekrutieren von Mitspielern aus den Reihen des Publikums – wie den „Mond“, der mit einer Laterne das tragikkomische Geschehen der Handwerkeraufführung beleuchten musste, importierte das Bühnengeschehen inmitten der Zuseherinnen und Zuseher. Der kurzerhand auf die Bühne gezerrte Monddarsteller fand im Laufe seines Einsatzes sichtbar Gefallen an seiner Rolle. Er wurde ausgiebig vom Rest des Publikums beklatscht, wohl auch aus Erleichterung, selbst nicht ausgewählt worden zu sein. Niemand war gefeit, sich plötzlich im Rampenlicht wiederzufinden, auch wenn man in der letzten Reihe saß, in welcher sich unvermutet der Troll Puck, auf der Flucht vor Oberon, beherzt über drei Damen warf, um von seinem Verfolger nicht gesehen zu werden.

Die modernen, musikalischen Einschübe, erinnerten an Rockauftritte aber auch an die allseits in ganz Europa so beliebten Fernsehtanzshows, was ein guter Weg war, der flatternden und verzauberten, historischen Atmosphäre des Stückes zu entkommen, die heute meist gar nicht mehr nachvollziehbar erscheint und Längen aufbaut, die hier vermieden wurden. Zwar waren nicht alle Gesangseinlagen opernreif, aber Oper wurde an diesem Abend ohnehin keine gespielt. Kleine Unpässlichkeiten, wie z.B. das Fehlen von Volumen in tiefen oder hohen Lagen, verstärkten den Charakter des improvisierten Theaters, aber auch die Sympathien beim Publikum. Zuzuschreiben sind sie sicherlich der extremen Belastung, der die Schauspielerinnen und Schauspieler bei diesem Gastspiel ausgesetzt sind, in welchem sie eine große Halle ohne Guckkastenbühne und ohne Mikrofon vier Stunden lang stimmlich füllen müssen.

Foto: ©Pierre Grosbois

Foto: ©Pierre Grosbois

Das Verschwinden der Bühnenleinwand, das den Blick schließlich in die ganze Halle freigab und Bühne und Zuschauerraum verschmelzen ließ, war nur die logische Konsequenz des Spieles, welches sich mit der Frage „Wo fängt Bühne und Theater an und wo vermischt sich Spiel mit Realität?“ beschäftigt. Die Übersetzung des Textes von Pascal Collin trägt ebenfalls zum Gelingen der Inszenierung bei. Er wusste, wie Shakespears Sprache auf ein heutiges, verständliches Level zu heben ist, wobei weder die Zartheit, noch die darin im Original vorhandene Derbheit abhanden kamen. Die mitreißenden Klagen von Hermia und Helena, das schalkhafte Ränkespiel von Oberon und seinem Puck, die Verblendungen von Lysander, Demetrius und Titania -optisch wunderbar dargestellt durch die rot aufgemalten Streifen unter ihren Augen, die Lachnummern der Auftritte des Löwen und der Wand – interpretiert von den beiden Musikern, die ihre musikalische Untermalung des Abends teils inmitten des Bühnengeschehens betrieben – all das kann, um nicht Seiten und Seiten des Lobes auszusprechen, nur kurz mit dem Superlativ zusammengefasst werden, der da heißt: ganz, ganz großes, zeitgenössisches, endlich einmal entkrampftes Theater, das noch lange im Kopf bleibt.

Applaus für Cyril Bothorel, Paul Breslin, Xavier Brossard, Marie Cariès, John Carroll, Yannick Choirat, Pascal Collin, Issa Dakuyo, Chrstian Esnay, Delphine Léonard, Éric Louis, Elios Noel, Alexandra Scicluna und allen anderen Beteiligten.

Empfehlung: Hingehen und Ansehen!

Die Termine für die Vorstellungen finden sie hier

«Le songe d’une nuit d’été » de Shakespeare – une fête de théâtre enivrante !

Foto: ©Pierre Grosbois

Foto: ©Pierre Grosbois

Quelle folle soirée de théâtre! Emplie de langage, de  musique, pleine d’acteurs vivants mais aussi d’un public qui plus d’une fois endossait le rôle d’acteur
« La nuit surprise par le jour » c’est le nom d’une troupe de théâtre parisienne dont on devrait se souvenir. Dirigés par Yann-Joël Collin, leur membres ont réussi de garder l’équilibre dans leur numéro de funambules : Jouer Shakespeare pendant quatre heures, s’amuser et emmener le public dans ce voyage improbable !

De toutes les pièces du titan Shakespeare « Le songe d’une nuit d’été » est certainement la plus jouée. Et la plupart du temps, malgré une apparence parfois moderne, elle est volontiers minimisée à une sorte d’histoire de fées d’un âge certain !
Pas cette fois-ci : La représentation était emprunte de fraîcheur et de modernité. Elle était drôle, fantastique, et lyrique,  pleine de suspens, de surprises et de peps.
Elle est allée chercher le public, jeune et moins jeune, là où il se trouve en général : Devant la télévision le soir. Pendant que les spectateurs étaient encore en train de chercher leurs places respectives, un caméraman les filmait pendant ces préparatifs pour une soirée au théâtre. Ces images étaient projetées sur une immense toile, qui représentait au début encore le quatrième mur du théâtre, celui devant lequel se joue une pièce d’habitude. De cette façon on mettait un coup d’accélérateur dans l’action – sans qu’il y ait eu action.

Ein Sommernachtstraum im TNS © Pierre Grosbois

Ein Sommernachtstraum im TNS © Pierre Grosbois

C’était parti : Le premier personnage « shakespearien », Theseus, le comte d’Athènes faisait son apparition. Tout à fait dans le style d’un animateur d’une émission télé il trottait derrière la dernière rangée de sièges du public et lançait  ses premières phrases destinées à l’auditoire dans le micro. Lui aussi était filmé en direct et l’image projetée immédiatement. A partir de ce moment là, les choses étaient claires : Ҫa c’était du Shakespeare façon ultramoderne. Et c’était le cas jusqu’à la fin. Une interprétation légère agrémentée d’une bonne dose d’humour portait la pièce jusqu’au bout. Rien, mais alors rien dans cette mise en scène était prise au sérieux. Les scènes conçues par l’auteur pour être comiques, comme par exemple celle où des artisans essaient d’organiser la représentation d’une petite pièce à l’occasion du futur mariage de Theseus et Hyppolyta deviennnent un jeu grandiose dans lequel le théâtre se fête soi-même. Les prestations étaient  « assaisonnées » avec du burlesque et des pitreries, jouées par des personnages peu nombreux, mais littéralement habités par la joie du jeu. Comme ceux que l’on peut trouver  sur les plus grandes scènes de théâtre.

Cyril Bothorel, dont la prestation commençait sans crier gare, car il se trouvait au milieu du public, à réussi à captiver les spectateurs dès la première seconde, tant son jeu était excellent :
Bien cent fois, il prenait la parole, tout en s’excusant, il improvisait avec le public tout au long de la soirée et a même réussi à faire fuir un jeune spectateur à l’entre-acte. Sa « mort de scène » à la fin de la pièce qui durait bien 10 minutes faisait pleurer de rire toute la salle – ça, c’’était la quintessence du jeu d’acteur ! L’idée de faire jouer très peu d’acteurs, de sorte que certains jouent deux, voir trois rôles dans la pièce n’est pas nouvelle en soi, mais dans cette configuration particulière, elle était très réussie. Déjà dans la pièce originale de Shakespeare, plusieurs niveaux de compréhension se superposent. Le tour de force ici c’était d’avoir coupé la pièce en deux et de faire jouer en parallèle des acteurs en costumes de théâtre et d’autres en tenue de ville. De cette façon la transposition du thème de l’amour et de l’aveuglement  dans le présent, ici et maintenant, était une réussite totale. Surtout les agissements avec la caméra, qui était parfois tenue par les acteurs eux-mêmes transportait la scène au milieu des spectateurs. Sans oublier les « recrues » trouvées directement dans le public comme celle qui en tant que « lune » était censée éclairer la scène des artisans. « La lune », malgré un début sur scène un peu «difficile », a fini par trouver son rôle à son goût et récoltait des applaudissements généreux – sans doute dus aussi au soulagement de ne pas avoir été choisi. Personne pourtant n’était à l’abri d’être sous les feux de la rampe: Même au dernier rang, là où se trouvait contre toute attente le troll Puck, qui cherchait son salut en se jetant courageusement sur les genoux de trois spectatrices dans le but d’échapper à Oberon.
Les parties musicales faisaient penser aux prestations des danseurs de rock, mais aussi aux divers shows télévisés que l’on apprécie à travers toute l’Europe. Et c’était un excellent moyen d’échapper à l’ambiance historique, magique et voletante, qui de nos jours n’est plus vraiment comprise et qui occasionne des longueurs dont on peut se passer. Chose que l’on a évité ici. Toutes les parties chantées n’étaient pas dignes d’un opéra – mais de toutes les façons, on ne donnait pas d’opéra ce soir-là. De petits « couacs » comme l’absence de volume dans les aigües et dans les basses accentuaient encore le caractère du théâtre improvisé et avaient toutes les sympathies du public. Ils sont certainement imputables aux extrêmes exigences de cette pièce : Les acteurs doivent « remplir » de leurs voix un hall énorme sans l’aide de microphones pendant quatre heures !

Foto: ©Pierre Grosbois

Foto: ©Pierre Grosbois

La disparition de la toile de scène, ce qui pour finir permettait d’embrasser la totalité du hall du regard et réunissait la scène et le  public, n’était que la conséquence logique du jeu qui posait la question : Où commencent le théâtre et la scène, où se mélangent fiction et réalité ? La traduction du texte par Pascal Collin contribue aussi au succès de la mise en scène. Il a su transposer la langue de Shakespeare à un niveau compréhensible, tout en gardant la tendresse et la brusquerie contenues dans le texte original.

Les plaintes déchirantes d’Hermia et Hélène, le chahut plein de malice entre Oberon et son Puck, l’aveuglement de Lysander, Demetrius et Titania, merveilleusement symbolisé par les traits rouges sous leurs yeux, les numéros désopilants du lion et du mur, interprétés par les deux musiciens, qui accompagnait par moment l’action avec leurs instruments en plein milieu de la scène : Tout cela mériterait encore des pages et des pages de louanges. Mais pour faire court : Du très, très grand théâtre contemporain et enfin décontracté qui restera pour très longtemps dans les mémoires.

Applaudissements pour : Cyril Bothorel, Paus Breslin, Xavier Brossard, Marie Carièe, John Carroll, Yannik Choirat, Pascal Collin, Issa Dakuyo, Christian Esnay, Delphine Léonard, Éric Louis, Elios Noel, Alexandra Scicluna et tous les autres participants !

Recommandation : Allez-y

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