Beifallstürme für Evgeny Kissin und Alexander Vakoulsky in StraßburgStanding ovation pour Evgeny Kissin et Alexander Vakoulsky à Strasbourg

KISSIN Evgeny 021

Evgeny Kissin (c) OPS

Kennen Sie die Steigerungsform von musikalisch? Die müsste wohl genial heißen, was bedeutet, dass es Musiker gibt und – Genies.

Straßburg erlebte ein solches, möchte man an dieser Bezeichung tatsächlich festhalten, am 19.2. im ausverkauften Saal Erasme bei einem Konzert des OPS. Der Pianist Evgeny Kissin, der unter der Leitung von Alexander Vakoulsky Chopins Klavierkonzert Nr. 2 spielte, zeigte dem Publikum und den Musikerinnen und Musikern des OPS wie Chopin klingt, wenn er von jemandem gespielt wird, dessen Musikalität außerhalb der mediokren Form existiert. Was Kissin an diesem Abend spielte – neben dem bereits erwähnten Konzert die Etüde opus 10, sowie zwei Chopinwalzer, alle drei als Zugaben, machten mit einem Schlag klar, warum er als Ausnahmeerscheinung unter den Pianisten gilt. Seine außergewöhnliche Bühnenpräsenz, die von der ersten Minute an alle Aufmerksamkeit auf sich zieht, ist beeindruckend. Sein kräftiger Anschlag, der einer impulsiven Ausdrucksweise folgt, ist von einer Brillanz und Schärfe, die ihresgleichen sucht. Seine atemberaubenden, bis ins letzte ausgereizten Tempi, die zwischen extrem langsam und rasanter als rasant pendeln und nicht zuletzt seine persönlich gefärbten Interpretationen, machen sein Klavierspiel unverkennbar. Was er interpretiert, trägt seine Handschrift und das ist heute bei einem großen Angebot herausragender Pianistinnen und Pianisten eine unglaubliche Leistung. Kissin zieht das Publikum in einen Sog von Musik, dem es nicht entrinnen kann. Während seines Spiels scheint die Zeit stehen zu bleiben, das Rundherum vergessen und die Musik das einzige, was in diesen Augenblicken zählt. All jene, die sich mit dem Klavierspiel abmühen oder der Meinung sind, ein gewisses Niveau erreicht zu haben, auf dem es sich gut ausruhen lässt, müssten nach einem Auftritt Kissins eigentlich den Klavierdeckel schließen, und das für immer. Denn er zeigt wie kein anderer, dass man nur dann zur lebenden Legende wird, wenn sich die Obsession und die Leidenschaft für die Musik mit dem Geschenk der Begabung verbinden. Und auch nur dann, wenn ein Mensch die Musik so verinnerlicht hat, dass sie zu seinem absoluten Lebenszentrum wird, kann eine Musik entstehen, wie Evgeny Kissin sie macht. Dass Alexander Vakoulsky das OPS während des Klavierkonzertes Nr. 2 von Chopin so feinfühlig wie möglich agieren ließ, kam Kissin natürlich zugute. Allerdings merkt man bei seinem Spiel, dass sich tatsächlich das Orchester nach ihm richtet und nicht umgekehrt. Ganz im Sinne Chopins, für den sich in seinen Klavierkonzerten der orchestrale Part in ganz großen Teilen tatsächlich dem Klavier nur zart begleitend unterordnet. Wie sich das OPS im zweiten Satz, der empfindsame Seelen zu Tränen rühren kann, zurücknahm und auf jede kleine Abweichung des Normmetrums auf Kissin reagierte, war große Orchesterkunst. Und wie Kissin selbst ein so bekanntes Werk noch immer frisch, neu und aufregend interpretiert, ist einfach atemberaubend. Jeder einzelne, von ihm angeschlagene Ton, macht in seiner Interpretation Sinn. Seine winzigen Tempoverschiebungen innerhalb nur eines Taktes hauchen Leben in die Noten, dass man aus dem Staunen nicht herauskommt und dass Chopin Werke geschrieben hat, die als Weltkulturerbe klassifiziert werden müssten, wird einem bei Evgeny Kissins Spiel wieder richtig bewusst. Die extrem langsame Einleitung des zweiten Satzes steigerte Kissin noch mit einer künstlich eingeschobenen Atempause schon nach wenigen Takten, was bewirkte, dass man ob dieser aufgebauten Spannung in eine andere Welt versetzt schien. Der nach dem zweiten Satz wiederum fast ohne Pause aufgenommene Schlusssatz, überraschte dazu dann fast kontrapunktisch. Evgeny Kissin, dessen Zugabefreude die ohnehin schon große Begeisterung des Publikums beinahe ins Maßlose steigerte, lieferte damit eine unglaubliche Performance, die das Publikum in Straßburg zu frenetischem Applaus hinriss.

Zuvor schon wurde es von Tschaikowskys Symphonie Nr. 1 bezaubert, dem sogenannten „Wintertraum“ der von Tschaikowskys Landsmann Vakoulsky nicht nur mit großer Kennerschaft, sondern ebensolchem Respekt vor der Partitur geleitet wurde. Die schönen, runden Gesten dieses Dirigenten, seine Aufmerksamkeit und seine präzise Unterstützung auch anscheinend weniger bedeutender Einsätze gegenüber machten deutlich, wie vertraut er mit dem Werk ist. Er vermittelte den Eindruck, Tschaikowskys Sprache zu sprechen, ihn zu verstehen und seine Musik so zu interpretieren, als hätte er bei ihrer Entstehung dem Komponisten direkt über die Schulter gesehen. Ihm hilft dabei sicherlich sein Verständnis der russischen Musik sowie seine Kenntnis der russischen Landschaft und der russischen Seele, die alle wichtige Komponenten in dieser Symphonie darstellen. Die sich häufig auf- und abbauende Dramatik oder die fast bildliche Beschreibung einer unter einer glitzernden Schneedecke ruhenden, weiten Landschaft, wurden einerseits transparent vermittelt, andererseits fehlte nie der große Spannungsbogen, der Blick für die Einheit in der vorgegebenen Vielfalt. Vakoulsky ist trotz aller analytischen Arbeit kein Zerstückler, sondern ganz im Gegenteil bemüht, die Musik so fließend wie möglich voranzutreiben. Das Tanzmotiv im letzten Satz, von dem man meinen könnte, es stamme aus dem russischen Volksliedgut, was aber ganz und gar nicht stimmt, war es doch eine komplette Neuschöpfung des Komponisten, dieses Tanzmotiv schob sich zwischen all die Spannung und Dramatik mit einer Freude, die in den Gesichtern der Musiker sichtbar wurde. Einen besseren Beweis einer gelungenen Zusammenarbeit zwischen dem Dirigenten und dem Orchester mag es wohl nicht geben. Die Erfahrung, dass sich Tschaikowskys Symphonie mit jener Chopins in unglaublicher Art und Weise durch die in beiden Werken vorhandene Dramatik verschränkte, konnte als „surplus“ – also als zusätzliche Erkenntnis dieses Konzertes mit nach Hause genommen werden.

Ein Abend, den man lange nicht vergessen wird, da er zu jenen seltenen gehört, die das Wunder der Musik tatsächlich offenbaren.

Wer sich den Tourneeplan von Kissin ansehen möchte findet die Daten hier: https://www.kissin.dk/concerts.html

KISSIN Evgeny 021

Evgeny Kissin (c) OPS

Connaissez-vous le superlatif de « musical »? Ce devrait être « génial », je suppose. Cela veut dire qu’il y a des musiciens – et des génies !

A Strasbourg, le 19 février dernier, à la salle Erasme archicomble, on pouvait vivre un tel concert de l’OPS – si toutefois on tient à qualifier cet évènement exceptionnel de « concert ». Le pianiste Evgeny Kissin a joué le concerto n° 2 pour piano et orchestre de Chopin. Sous la direction d’Alexander Vakoulsky il a montré au public et aux musiciennes et musiciens de l’OPS ce que jouer du Chopin veut dire, quand le pianiste qui joue possède une musicalité loin, très loin au dessus celle du commun des mortels. Le concert précédemment cité, l’étude opus 10, deux valses de Chopin, ainsi que les trois bis – tout ce que l’artiste à joué ce soir là a montré de façon évidente pourquoi Kissin est une véritable exception parmi les pianistes. Sa forte présence sur scène, qui capte toutes les attentions dès le premier instant, est impressionnante. Sa touche puissante, brillante et incisive, suivie par une expressivité impulsive, n’a pas son pareil. Les tempi époustouflants, explorés à l’extrême, oscillant entre une grande lenteur et une rapidité vertigineuse, ainsi que son interprétation personnelle rendent son jeu incomparable. Ce qu’il interprète porte sa signature inimitable. C’est de nos jours une performance en soi, si l’on considère le nombre important de pianistes d’exception qui se produisent. Kissin aspire le public dans un tourbillon de musique dont il ne peut s’échapper. Pendant qu’il joue, le temps semble s’arrêter. On oublie tout. La seule chose qui compte, c’est la musique. Tous ceux qui jouent tant bien que mal du piano, mais aussi ceux qui pensent avoir atteint un niveau où il fait bon se reposer pendant un petit moment, devraient fermer leur piano pour toujours après avoir assisté à une prestation de Kissin. Il montre comme personne d’autre, qu’on devient une légende vivante à la seule condition que l’obsession et la passion de la musique soient liées à un don exceptionnel. Et uniquement quand l’être humain qui possède ce don à intériorisé la musique au point qu’elle devient son centre vital, il peut faire naître une telle musique, cette musique que fait Kissin. Alexander Vakoulsky a fait jouer l’OPS avec la plus grande sensibilité ce qu’était bien entendu à l’avantage du pianiste. Mais c’est l’évidence même que c’est son jeu qui dirige l’orientation de l’orchestre et non pas l’inverse. C’est d’ailleurs parfaitement dans l’esprit de Chopin pour qui, lors des concerts de piano, l’orchestre était la plupart du temps réduit à la fonction d’accompagnateur. La retenue dont l’OPS a fait preuve au deuxième mouvement, qui peut émouvoir les âmes sensibles jusqu’aux larmes, était du grand art. Les réactions à chaque petite déviation de Kissin, aussi minuscule soit-elle, étaient immédiates. L’interprétation toujours neuve, toujours fraîche et passionnante d’une œuvre pourtant plus que connue est tout simplement époustouflante. Chacune des notes, chaque touche donne un sens à son interprétation. Les infimes variations de tempo donnent vie aux notes de telle sorte, qu’on n’en revient tout simplement pas. Quand on écoute le jeu de Kissin, le fait que Chopin a composé une musique qualifiée d’héritage culturel mondial, prend tout son sens. Le troisième mouvement, pratiquement enchaîné sans pause, était une surprise totale. Un contrepoint en quelque sorte. Le public, déjà enchanté par la générosité de Kissin concernant les bis, finissait pratiquement par être en transe d’admiration devant cette performance incroyable. Les applaudissements du public strasbourgeois étaient tout bonnement frénétiques.

Avant, ce même public était littéralement enchanté par la symphonie n° 1 de Tchaïkovski. Le compatriote de celui-ci, Vakoulsky, avait dirigé ces « Rêves d’hiver » en fin connaisseur et avec un immense respect. Les gestes ronds de ce chef d’orchestre, son extrême attention et son soutien très précis lors de rentrées, qui, d’apparence, étaient de moindre importance montraient bien, à quel point cette œuvre lui était familière. Il donnait l’impression de parler la langue de Tchaïkovski, de le comprendre et d’interpréter sa musique comme s’il avait regardé par-dessus l’épaule du compositeur pendant que celui-ci était en train de travailler. Sa compréhension de la musique russe, sa connaissance du paysage et de l’âme russes, qui sont les éléments essentiels de cette symphonie lui étaient surement d’une aide précieuse.

Les moments dramatiques oscillant en permanence entre l’augmentation et la diminution, la description quasi photographique du paysage dormant sous une épaisse couverture de neige scintillante étaient clairement transmis. Vakoulsky a gardé une vue d’ensemble, n’omettant aucun détail. Et malgré son travail d’analyse, il ne dissèque pas cette œuvre. Au contraire ! Il tient à ce que la musique soit aussi fluide que possible. On pourrait croire que la danse du dernier mouvement est issue des chants populaires russes ce qui n’est absolument pas le cas, car ce morceau est une création originale du compositeur. Ce motif de danse s’intercalait entre tous ces moments dramatiques et tendus avec une joie telle, qu’on pouvait la lire sur les visages des musiciens ! Il n’existe pas de meilleure preuve d’une étroite collaboration réussie entre un chef d’orchestre et son orchestre, que celle-ci. Le super bonus en quelque sorte est certainement l’expérience, que les symphonies de Tchaïkovski et de Chopin s’entrelacent de façon miraculeuse l’une dans l’autre, grâce au coté dramatique inhérent aux deux œuvres.

Cette soirée restera pour longtemps dans la mémoire de tous, car elle fait partie de celles où le miracle de la musique se produit.

Vous trouverez les dates de la tournée de Kissin sur le lien suivant : https://kissin.dk/concerts.html

Texte traduit de l’allemand par Andrea Isker

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