Rebellion und Spaß

Rebellion und Spaß

In ihr vereint finden sich die Ensemble-Kapazunder Michaela Bilgeri, Thomas Kolle, Kirstin Schwab, Tamara Stern und Benjamin Vanyek. Bei jeder Produktion freut man sich auf ein Wiedersehen mit der einen oder dem anderen von ihnen. Dass sie aber so geballt auf das Publikum losgelassen werden, ist wie Ostern und Weihnachten zugleich. Denn bei diesen Fünf kommt man aus dem Schauen, Staunen, Lachen und Wundern nicht mehr heraus.

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„Morbus hysteria. Wir haben alle Recht.“ (Foto: Gerhard Breitwieser)

Sie sorgen nicht nur für eine intensive, atemberaubende Bühnenpräsenz, sondern liefern gewöhnlich auch eigene Wortspenden für den Text ab. Daraus ergibt sich eine Wahrnehmungsmischung, die dem „aktionstheater ensemble“ eigen ist. Stimmt es, dass Thomas Kolle ein philosemitisches Erlebnis hatte? Macht Kirstin Schwab tatsächlich bei Lach-Seminaren mit? Ist Barbara Streisand DAS große Vorbild von Benjamin Vanyek? Meint es Michaela Bilgeri ernst, wenn sie Ü-40-Jährigen rät, den Nazi-Charakter eines Partners wegzustecken, wenn er sonst „eh so lieb ist?“ Und fühlt sich Tamara Stern tatsächlich mit ihrer komödiantischen Begabung missverstanden?

Voyeurismus als Publikumstriebfeder

Fragen über Fragen, auf die es keine Antworten, nur Vermutungen gibt, die aber die Lust am Voyeurismus des Publikums bestens bedienen. Das, was außerhalb des Theatersaals als völlig unpassend gilt, nämlich ein Aufdeckenwollen von psychischen Untiefen des jeweiligen Gegenübers, dem darf man im geschützten Raum des Theatersaals ungeniert nachgehen. Mehr noch: Das Ensemble fördert mit seinem Seelenstriptease diese Lust der Teilhabe an der charakterlichen Entblößung ganz bewusst. Dabei gibt es keine scharfe Trennung zwischen persönlich Erlebtem und philosophischen oder gesellschaftspolitisch aktuellen Fragen. Denn auch letztere werden immer in Geschichten eingebettet, die zumindest tatsächlich erlebt erscheinen.

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„Morbus hysteria. Wir haben alle Recht.“ (Foto: Gerhard Breitwieser)

Die Frage nach der Hegemonialmacht der Aufmerksamkeit und Legitimität von Randgruppen wird heruntergebrochen auf Benjamins Ärgernis mit Wal- oder Froschmenschen, die er „so unsympathisch findet“. Da nützt es auch nichts, wenn Thomas ihn darauf aufmerksam macht, dass Benjamin selbst zu einer Randgruppe gehört, die wiederum andere Menschen stört. Die große Kunst in diesen Szenen ist aber nicht die Überspitzung von Situationen, die für gute Schauspielerinnen und Schauspieler ein wahres Fressen sind. Die große Kunst, die Martin Gruber unumwunden beherrscht, ist das Aufgreifen von Themen, die einerseits tagesaktuell sind, andererseits aber zu den Grundfragen unseres gedeihlichen Zusammenlebens gehören. Und dies ohne jeglichen erhobenen Zeigefinger und ohne letztlich ein abschließendes Urteil fällen zu wollen oder zu können.

Rebellion als Einzelunterfangen

So manches, oder besser, fast alles, was uns im Leben Kopfzerbrechen macht und uns vor Herausforderungen stellt, lässt sich nicht mit einfachen Erklärungen vom Tisch wischen.
Weder die schwierige Verständigung mit rumänischen Bauarbeitern, die Kirstin mittels einer Sprachapp zu überwinden versucht, noch Benjamins Gesangs-Faible, das er penetrant auf Tamara übertragen möchte. Schon gar nicht der aussichtslose Kampf gegen die globalisierte Industrialisierung, die uns alle zu Konsumdeppen macht, die sich dagegen jedoch nicht wehren können. Dieses Mal wird die musikalische Begleitung in der letzten Publikumsreihe versteckt, aber dennoch live, produziert. Es sind durchgängig harte Beats, zu welchen das Ensemble immer wieder auch Gruppenchoreografien abliefert, die Aggressionen zum Ausdruck bringen, die sich dort ihre Bahn brechen können. „Macht kaputt, was euch kaputt macht“ – der Song der Gruppe „Ton Steine Scherben“ aus dem Jahr 1970, von Nadine Abado, Andreas Dauböck und Pete Simpson aus dem besagten Off intoniert, macht klar, welches der Kern von „Morbus Hysteria“ ist: Rebellion. Auch wenn diese von der neoliberalen Wirtschaftsdenke in den ganz persönlichen Bereich verschoben wurde.

„Homo homini lupus“ darf man nicht nur im alltäglichen Umgang miteinander erleben. Auch das Ensemble exerziert dies brachial vor. Diese Einstellung ist auch dafür verantwortlich, den wahren Wolf, kaum wieder in eine größere Population gebracht, so rasch wie möglich auszurotten. Dass auch diese Gedanken beim Publikum ankommen, dafür sorgen Valerie Lutz mit der Bühnen- und Kostümausstattung, sowie Resa Lut, die ein unaufdringliches, aber tierisches Video in diese Richtung beisteuert.

Die Verschränkung von Spaß und Alltagsgrauen, von Freude am Leben und einem scheinbar aussichtslosen Stemmen gegen Ignoranz und Machtgier, Dummheit und bewusstem Verbrechen, all das findet sich in dieser Produktion. Die Kreativität, die Lust am Spielen und am Theatermachen, das ästhetische Endergebnis – all das gibt es wiederum gratis obenauf. Mehr Rechtfertigung für dieses Theater gibt es nicht.

Die Dreigroschenoper als ungebrochener Publikumsmagnet

Die Dreigroschenoper als ungebrochener Publikumsmagnet

Eine Oper, die weltweit fasziniert

Berlin, Hamburg, Leipzig, Freiburg, Wien, Salzburg. Das ist nur ein kleiner, unvollständiger Auszug jener deutschsprachigen Städte, in welchen „Die Dreigroschenoper“ in diesem Jahr aufgeführt wird. Auch internationale Festivals in Europa haben sie auf dem Spielplan, genauso wie Theater in Übersee.

Bert Brecht wurde durch Elisabeth Hauptmann auf den Stoff „The beggars`s opera“ aufmerksam. Kurt Weill schuf die Musik, eine ganze Anzahl von Songs, die größtenteils auch abseits der Theater- oder Opernbühnen bekannt sind. Es ist Weills ganz spezielle kompositorische Handschrift, die einerseits aus leicht merkbaren Refrains besteht, andererseits aber auch mit Dissonanzen, ungewöhnlichen Intervallsprüngen und nicht leicht zu singenden Stellen aufwartet, die der Dreigroschenoper ihren absoluten Wiedererkennungswert gibt.

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Die Dreigroschenoper in Salzburg  (Foto: Jan Friese)

Eine gelungene Fusion von Musik und Spiel

Am Schauspielhaus Salzburg wurde im Mai 2023 unter der Regie von Jérôme Junod unter großem Publikumserfolg die Oper rund um die Londoner Unterwelt-Gesellschaft in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gezeigt. Die Besetzung des Orchesters wurde bewusst auf ihr Minimum reduziert. Sieben Musiker, im Bühnenhintergrund angesiedelt, begleiteten das Ensemble mit Bravour. Sowohl zart Ausgeformtes als auch üppige Klänge, die leicht größere Säle hätten füllen können, wurden unter der Leitung von Gernot Haslauer produziert. Nach der eröffnenden Moritat über Mackie Messer, gesungen nicht von einem Moritatensänger, sondern von Petra Staduan (Spelunken Jenny), erklang die Ouvertüre mit Fugen-Charakter, einer musikalischen Kunstform, die ihre hohe Blüte zu Bachs Zeiten erlebte. Häufig wird die Vielfalt der musikalischen Nummern, die Weill komponierte, überhört oder auf sie nicht weiter eingegangen. Doch gleich mit dieser Nummer verwies er direkt auf die Geschichte der Dreigroschenoper selbst.

Die Vorlage, The Beggar’s Opera stammt von John Gay (Text) und Johann Christoph Pepusch (Musik) aus dem Jahr 1728. Die Ouvertüre von Weill verweist, wie auch der Schlusschoral, den er von Pepusch übernommen hat, auf die Zeit ihrer Entstehung, ja mehr noch. Diese beiden Musikstücke geben der Dreigroschenoper eine Einrahmung, eine musikalisch-historische Klammer, zwischen welcher sich die neue Fassung ausbreitet.

Antipoden und ihr theatralisches Spiel

Mit der idealen Besetzung, die im Schauspielhaus Salzburg getroffen wurde, und der permanenten Präsenz der Musiker auf der Bühne selbst, kamen Musik und Spiel gleichbedeutend zu ihrem Recht. Mackie Messer und Jonathan Jeremia Peachum erwiesen sich mit Theo Helm und Olaf Salzer von Beginn an schon optisch als Antipoden. Der Draufgänger und Haudegen Macheath, getrieben von seiner Libido, wurde als zierlicher Mann präsentiert, der in Junods Interpretation seinem Schwiegervater, dem Bettlerkönig Peachum, schon von seiner Körpergröße her nicht das Wasser reichen kann. Um in die am vorderen Bühnenrand bereitgestellten Mikrofone zu singen, musste er jeweils ein Stockerl verwenden, um auf die gleiche Höhe zu kommen, die für Peachum zuvor passend gewesen war. Auch Petra Staduan und Tanja Kuntze, Letztere verkörperte die Ehefrau von Peachum, waren von der Ausstattung gut erkennbar als Gegenspielerinnen angelegt. Staduan agierte im elegant schimmerndem Kleid im Stil der mondänen 20er-Jahre als Femme fatale. Tanja Kuntze hingegen gab wesentlich biederer die alternde Möchte-Gern-Gesellschaftslady, die jedoch genau weiß, wie das Gaunergeschäft aufgebaut und zu bedienen ist. Das aufwendige, weiße Brautkleid, das Polly Peachum (Johanna Egger) kurz vor der Verurteilung ihres Mannes Mackie Messer gegen eine schwarze Trauerrobe tauscht, stand in krassem Gegensatz zum Outfit ihrer Rivalin Lucy (wunderbar humorvoll Magdalena Oettl). Ragna Heiny schuf die Ausstattung und griff dabei für die Rolle des Polizeichefs Tiger Brown, dargestellt von Marcus Marotte, besonders in die Vollen. In einem Rollstuhl sitzend, an dem ein Blaulicht angebracht war und selbst kurzatmig mit einem Sauerstoffschlauch verbunden, löste jeder einzelne seiner Auftritte Publikumslacher aus. Aber auch Johanna Klaushofer, Simon Jaritz-Rudle und Florian Stohr, allesamt in Mehrfachrollen zu sehen, waren mit einer höchst beachtlichen Lumpen-Kollektion ausstaffiert, die zugleich auch rasche Kostümwechsel ermöglichten. Ihre komödiantischen Einlagen als tölpisches Gauner-Gefolge von Mackie Messer setzten immer wieder humorvolle Höhepunkte.

Die komplett offene Bühne, nur mit wenigen Sitzgelegenheiten akzentuiert, wandelte sich nur durch die Beleuchtung in unterschiedliche Raumsettings. Der rollbare Wäschekorb, wie man ihn aus der Hotellerie oder auch Krankenhäusern kennt, diente Mackie Messer als Gefängniszelle. Herrlich jene Szene, in welcher Mackies Hut vor seinem „Gefängnis“, darin und darüber wandert, bis der schon Verurteilte schließlich selbst das Weite suchen kann.

Ernst und Satire in der Salzburger Fassung

Das Spiel mit unterschiedlichen Identitäten war ein Charakteristikum in der Salzburger Fassung und verwies mit viel Humor auf die Wandelbarkeit der Menschen, zugleich aber auch auf das Spiel im Theater an sich. Den satirischen Touch, den Weill seiner Dreigroschenoper angedeihen ließ, dieser schiefe Blick mit viel Augenzwinkern auf das eigene Tun, kam in der Junod-Inszenierung besonders gut zur Geltung. So tragisch die Geschichte jeder einzelnen Existenz auf der Bühne auch sein mag, die Absurdität ihres Tuns und Lassens überwiegt auch die schärfste Sozialkritik. Es ist gerade diese gelungene Mischung aus Humor und Ernst, welche die Dreigroschenoper seit Jahrzehnten als Publikumsmagnet ausweist. Trotz allem Klamauk blieb einem letztlich durch eine gekonnte Regie-Idee dennoch ein Klos im Hals stecken. Nach der wundersamen Opernerrettung von Mackie Messer und einem langen Black nach dem Endchoral, setzte Junod ein emotional starkes Finale. Dafür stieg Petra Staduan Schritt für Schritt mit gebanntem Blick in das Flämmchen ihres Feuerzeuges, das sie knapp vor ihr Gesicht hielt, die Treppe zwischen den Publikumsreihen empor und sang die letzen beiden Strophen der Mackie-Messer-Moritat. „Denn die einen sind im Dunkeln, und die andern sind im Licht. Und man siehet die im Lichte, die im Dunkeln sieht man nicht“, ist jener Brecht`sche Schlussvers, der vor ihrem endgültigen Saalabgang noch zu vernehmen war.  Bis heute verfehlen diese Worte, wenn sie, wie in dieser Inszenierung, gekonnt eingesetzt werden, nicht ihre psychologische Wirkung.

 

 

Glaube, Zweifel, Angst, Feigheit und Erlösung

Glaube, Zweifel, Angst, Feigheit und Erlösung

Die historisch belegte Geschichte der Karmelitinnen aus Compiègne während der Zeit der Terreur-Herrschaft in Frankreich ist harter Tobak. Als Feindinnen der neuen republikanischen Ordnung angesehen, zu nahe und eng verbunden mit der verhassten Adelsherrschaft, fanden 16 von ihnen an einem Tag im Jahr 1794 hintereinander den Tod durch die Guillotine. Eine in jüngster Zeit errichtete Gedenkstätte im Karmel von Jonquières, einem Nachbardorf von Compiègne, sowie die dramatische Bearbeitung durch Georges Bernanos nach der Novelle „Die letzte am Schafott“ von Gertrud le Fort aus dem Jahr 1931.

Ein dramatisches Echo aus der Vergangenheit: Die Karmelitinnen von Compiègne

Francis Poulenc gelangen mit seiner Oper „Dialogues des Carmélites“ – für die er sowohl das Libretto als auch die Musik schuf – die bisher wohl nachhaltigsten Erinnerungsmomente an dieses Ereignis. Ausgestattet mit einer Reihe an Wohlklängen, prägt sich das Klangbild des Werkes letztlich jedoch durch seine scharfen Bläser- und Percussion-Einschnitte nachhaltig ins musikalische Gedächtnis ein.

An der Staatsoper in Wien erlebte 1959 das Werk drei Jahre nach seiner Entstehung seine österreichische Erstaufführung. Im Gegensatz zur neuen Inszenierung dieses Jahres wurde damals in deutscher Sprache gesungen. Die Aufführung setzt sowohl musikalisch als auch von der Inszenierung her außerordentliche künstlerische Maßstäbe. Denn mit Bertrand de Billy am Dirigentenpult, der als Poulenc-Spezialisten bezeichnet wird und Magdalena Fuchsberger, welche die Regie übernommen hat, fand ein künstlerisches Duo zusammen, welches dem Publikum ein hochemotionales, musikalisch beeindruckendes und zugleich bestens inszeniertes Opernerlebnis bescherte.

Vom lyrischen Zauber zum brutalen Realismus: Das Orchester der Wiener Staatsoper

Das Orchester der Wiener Staatsoper unterstützte die lyrischen Passagen der Sängerinnen mit intimer Noblesse, in keinem Moment verkitscht. Jene Stellen hingegen, in welchen die Tragik des Sterbens in verschiedenen Varianten beleuchtet wird, erklangen derart wuchtig und brutal, dass man sich einer tiefen Betroffenheit nicht erwehren konnte.

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Dialogues des Carmélites (Foto: Michael Poehn)

Monika Biegler erdachte eine offene, architektonische Holzkonstruktion auf der sich häufig im Uhrzeigersinn drehenden Bühne, in der alle unterschiedlichen Räume der Szenen zum Teil gleichzeitig zu sehen waren. Spartanisch, aber höchst raffiniert, hinterließ diese nicht nur den Eindruck von sich parallel entwickelnden Geschehen, sondern auch von einem Setting, in welchem trotz aller Parallelität dennoch alles mit allem verwoben ist. Aron Kitzig steuerte mit Videoprojektionen über der Szenerie eine zusätzliche, künstlerische Ebene bei. In ihr waren zum großen Teil christlich konnotierte Bildausschnitte zu erkennen, die stilistisch zwischen Barock und dem 20. Jahrhundert wechselten, ohne jedoch direkt zugeordnet werden zu können. Die Figurenführung von Magdalena Fuchsberger arbeitete deutlich die verschiedenen Charaktere der Frauen heraus, die sich den Ordensregeln ihres Karmels untergeordnet hatten. Von Beginn an visualisierte die Regisseurin die multiplen Ängste von Blanche, die ihre Familie für das Kloster verlässt. Schwarze Gestalten mit angsteinflößenden Masken, tierisch gehörnt oder beschnäbelt, begleiten jene Szenen, in welchen sich sowohl Albträume widerspiegeln als auch ein Sterben ankündigt wird, das von Grauen begleitet ist. Dass diese unheilverkündenden Todesboten in der allerletzten Szene während der Tötung der Karmelitinnen nicht mehr auftauchen, versinnbildlicht ihren Mut, sich für ihre Glauben zu opfern und die zuvor beständige Angst vor dem Tod hinter sich gelassen zu haben.

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Dialogues des Carmélites (Foto: Michael Poehn)

Die mutigen Karmelitinnen und ihr grauenhafter Weg zur Erlösung

Die Besetzung von Blanche (Nicole Car), der sterbenden alten Äbtissin Madame de Croissy (Michaela Schuster), Mère Marie (Eve-Maud Hubeaux), Madame Lidoine (Maria Motolygina) und Constance (Maria Nazarova) darf als idealtypisch bezeichnet werden. Stimmlich bestens disponiert, war es mehr als nur eine Freude, ja ein Abenteuer, ihre Soli zu verfolgen und damit zugleich auch ihre jeweiligen Gedankengänge und Emotionen nachzuvollziehen. Der Gegensatz von Michaela Schuster, welche mit hohem theatralischem Einsatz den Todeskampf der alten Äbtissin verdeutlichte und Maria Motolygina, als ihrer Nachfolgerin, wurde beeindruckend vorgeführt. Während die eine die Ordensgemeinschaft mit ihren aufkommenden Gotteszweifeln in Aufruhr versetzte, gelang es der anderen mit ihrer berückend schön vorgetragenen Arie, mit der sie ihr neues Amt übernahm, wieder Ruhe und Zuversicht bei den Klosterinsassinnen herzustellen. Blanche, die ihren Vater (Michael Kraus) und ihren Bruder (Bernard Richter zu Recht vom Publikum intensiv akklamiert) verlassen hatte und Constanze, die ihr schon bald ihr gemeinsames Schicksal vorhersagte, waren nicht nur von Poulenc mit unterschiedlichen musikalischen Ausdrucksmöglichkeiten differenziert ausgestattet worden. Groß gewachsen und den geistigen Aufgaben sichtlich mit Eifer zugewandt, präsentierte sich die Adelstochter Blanche. Zart, klein, ein wenig naiv und quirlig hingegen ihre lebenslustige Freundin Constanze. Mère Marie hingegen wurde als ultraorthodoxe Klosterschwester präsentiert, der es mit Strenge und Hochmut gelang, ihre Mitschwestern auf den gemeinsamen Märtyrertod einzuschwören. Einen Tod, der von ihr jedoch auch zu verhindern gewesen wäre.

In einer packenden Szene, die vor der Guillotinierung spielt und einen plausiblen, psychologischen Gedankengang der Regisseurin wiedergab, erlebt Mère Marie eine Sinneswandlung. Ohne Worte vor dem geschlossenen Vorhang stehend, wird ihr Körper wie von unsichtbarer Hand während der derben Orchesterklänge des letzten Zwischenspiels eine Zeitlang durchgepeitscht. Schließlich gewinnt aber – deutlich erkennbar – ihr Überlebenswille, gepaart mit einem unbändigen Stolz die Oberhand. Sie und der Beichtvater (Thomas Ebenstein) sind die einzigen Überlebenden der Ordensgemeinschaft und, so darf zwischen den Zeilen gelesen werden: Es wird ihnen nicht schwerfallen, sich in der komplett veränderten französischen Gesellschaft nach der Revolution zurechtfinden. Ein subtiler Hinweis darauf ist auch die in der letzten Szene veränderte Drehrichtung der Bühne nach links. So wie der Adel abgeschafft wurde – der Knabe Johannes Gries mimt den kindlichen Ludwig XII – wurde auch versucht, die christliche Religion zu eliminieren. Diesem Gewaltakt räumte Poulenc musikalisch großen Raum ein, begleitet nicht nur von klanglichen Einfällen, sondern auch von einer Geräuschkulisse, in welcher die Gewalt der Kloster- und Religionszerstörung hörbar wird. Dem „Salve Regina“, das den letzten Gang zum Schafott der Nonnen begleitet, wurde auch in den Kostümen ein starker Ausdruck verliehen. Die goldenen Diademe, welche die Frauen auf ihren Köpfen trugen, legten Zeugnis von ihrer göttlichen Idee ab, der sie sich bis zuletzt verpflichtet fühlten.

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Dialogues des Carmélites (Foto: Michael Poehn)

Mère Marie: Eine Frau zwischen Orthodoxy und Überlebenswille

So wie die schwarzen, bedrohlichen Geistgestalten am Ende verschwunden sind, ist auch jene Figur nicht mehr zu sehen, welche Blanche von Beginn an begleitete. Die Tänzerin Stepura verkörperte weiß gewandet eine Imagination und personifizierte Projektion jener Freiheit, die Blanche so inniglich ersehnte, aber erst kurz vor ihrem Lebensende tatsächlich erlangte. Ausgestattet mit einem geflügelten Helm, einem Bihänder und einem metallisch-ritterlich ausstaffierten Armschutz begleitete sie die junge Frau mit einer minimalistischen, jedoch ausdrucksstarken Choreografie auf ihrem Weg von der Angst zur größtmöglichen inneren Freiheit. (Kostüme von Valentin Köhler).

Mit den „Dialogues des Carmélites“ gelang eine erkenntnishafte Darbietung, in der man auch wichtige Impulse zur weiteren Beschäftigung mit diesem Thema finden konnte. Poulenc bewies mit dieser Oper, dass er in der Mitte des 20. Jahrhunderts auch abseits der 12-Tonmusik und anderen seriellen Formen imstande war, künstlerisch Hochwertiges zu produzieren. Es ist zu hoffen, dass die Oper in kommenden Spielzeiten wieder aufgenommen wird.

Wow, wumm und bravo!

Wow, wumm und bravo!

Hier könnte die Kritik enden, denn viel mehr an Lob kann man eigentlich nicht mehr versprühen. Für all jene aber, die noch nicht in der White Box des Off-Theaters waren, hier eine Kurzzusammenfassung, die als Appetitmacher für ein gelungenes Theatererlebnis gelten soll. Seit bereits 10 Jahren besteht die Theaterformation, die immer wieder mit unterschiedlichen Menschen zusammenarbeitet. Mit der jetzigen Jubiläumsproduktion wird ein mehr als kräftiges Lebenszeichen gesetzt.

Die Schlagzeilen sind voll von Nachrichten über die Klimakrise. Unwetter stehen genauso an der Tagesordnung wie Dürre- oder Hitzeperioden. Die Frage des Energiesparens bewegt uns so richtig erst seit der Teuerung von Gas und Strom und das Mülltrennen hat – zumindest in Wien – auch so seine Tücken. Die Ausgangslage ist klar. Niemand kann vor den dramatischen Veränderungen, die uns das Klima bereithält, die Augen verschließen. Aber was ist zu tun? Was ist richtig, was ist falsch?

Diesen Fragen geht das Ensemble, bestehend aus Isabella Jeschke, Rina Juniku, Leon Lembert und Gerald Walsberger auf den Grund. Oder vielmehr versuchen die Vier in die Untiefen der unübersichtlichen Fragestellungen einzutauchen, wäre da nicht der spiegelglatte Boden, auf dem es sich kaum gerade auf den Beinen halten lässt. Zwei große Windmaschinen steuern ein Übriges bei, dass sich keine Gemütlichkeit im Raum ausbreitet, der mit weißen Segelwänden rundum begrenzt ist. (Bühne: Sebastian Spielvogel) Dominik Essletzbichler, Daniel Neuhauser und Tobias Pöcksteiner bedienen live ihre E-Gitarren samt Loop-Maschinen und unterfüttern das aberwitzige Geschehen, das sich vor ihnen abspielt, mit abwechslungsreichen Klängen.

Die temporeiche Inszenierung wartet mit einer eigenen Dynamik auf, der sich niemand entziehen kann.
Sie ist ausgestattet mit einer großen Portion Slapstick, die sich bis ins Absurde auswächst und einem verbalen Feuerwerk, bei dem sich niemand auch nur ein kleines Blatt vor den Mund hält. Ist eine Frage erst einmal ausgerollt – wie jene nach dem Sinn des Mülltrennens – bekommt man zwar so ziemlich jeden Gedankengang ausgesprochen, der einen selbst schon beschäftigte, auf eine befriedigende Antwort aber wartet man vergebens. Ist es sinnvoll, Biomüll vom Restmüll zu trennen oder wird auf der Mülldeponie „eh alles zusammengeschmissen?“ Wie viel darf man als Einzelperson an Strom verbrauchen? Sind vermögende Leute nicht wie Junkies konsumabhängig und damit therapiebedürftig? Wie schaut es mit der Frage nach Kindern aus? Sind diese eine Zumutung für die Welt oder ihre Rettung? Und nicht zu vergessen: Ist es heute noch vertretbar, Bananen zu essen? Um dieses Thema entwickeln sich zwei großartige Szenen, bei welchen man aus dem Lachen nicht mehr herauskommt und dennoch weiß: Hier gibt es eigentlich keine wirkliche Lösung, denn in unseren Breiten gedeihen Bananen einfach nicht. Gerald lässt nicht den geringsten Widerspruch zu, wenn es um seine geliebten Bananen geht und einem witzigen Regieeinfall sei Dank – darf man sich etwas später an einer umwerfenden Bananen-Ess-Nummer ergötzen.

Im Laufe des Abends wird deutlich, dass es nicht ein Dilemma ist, in dem wir alle stecken, sondern eine schier unüberschaubare Zahl an Dilemmata. Oder wie Isabella Jeschke es mehrfach auf den Punkt bringt: „Es ist alles so kompliziert!“

Neben all dem Klamaukhaften, das hier fröhliche Urstände feiert – da wird gerangelt und gestritten, da lässt man sich fallen und zieht alle anderen mit – steht immer wieder auch die Erkenntnis, dass wir selbst viel zu wenig tun, um kein schlechtes Gewissen haben zu müssen. Auf die Klimademo kann Gerald nicht gehen, weil er sich dann nicht ausreichend auf den Auftritt am Abend konzentrieren kann. Isabella nimmt davon Abstand, weil sie zu großes Mitleid mit den kleinen Kindern hat, die dort von ihren Eltern mit von der Partie sind. Rina wiederum ist aktiv geworden und wird ob ihres Einsatzes bei der Hausverwaltung beklatscht, der in der Installation eines Bewegungsmelders im Hausgang mündete, um Strom zu sparen. Dass sie später zugibt, gelogen zu haben, verschlägt Isabella den Atem, aber was machen Fake News im Kleinen schon aus! Leon würde nur allzu gern ein Vögelchen anlocken, doch seine Lockrufe bleiben unerhört.

Sosehr man diesen Abend mit viel Lachen genießt, man weiß zugleich auch, dass es so nicht weitergehen kann. Dass man sich nach der Vorstellung erst recht viele Fragen zu diesem Thema stellt, darf dem E3 Ensemble als großes Verdienst angerechnet werden. Nichts ist schwerer im Theater, als gesellschaftliche Missstände, die ins Lebensbedrohende ausarten, so zu vermitteln, dass darüber dennoch des Lachens kein Ende zu sein scheint. Und das ist mit dem Stück „In Arbeit“ mehr als gelungen.

Wow, wumm und bravo, sowie auf weitere 10 Jahre E3 Ensemble!

Im Abschied liegt auch immer ein Neubeginn

Im Abschied liegt auch immer ein Neubeginn

Für die letzte Produktion unter ihrer Leitung ‚Das Ende vom Lied‘ mit dem Untertitel ‚Ein rauschender Abgesang von Sandy Lopičić und Hannah Zufall‘ holte sie nicht nur stimmliche Ensembleschätze auf die Bühne. Sie überließ Lopičić die musikalische Gestaltung und Hannah Zufall die Textfassung. Diese besteht aus einem Kondensat von vielen Gesprächen mit dem Ensemble rund ums Thema Erinnerung und Abschied, aber auch Neubeginn. Dabei wurde deutlich, dass es nicht nur eine einzige Art des Abschiednehmens und des Trauerns gibt. Der eine schaut wehmütig zurück, der andere mutig nach vorn. Die eine befreit sich von altem Seelenballast, die andere versucht sich lyrisch auszudrücken. Was auch immer die einzelnen Ensemblemitglieder zu dem Abend beitrugen – das gemeinsame Element der Inszenierung ist die Musik. Und diese trägt die Show von Beginn bis zum Schluss und nimmt das Publikum mit auf eine emotionale Achterbahnfahrt.

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„Das Ende vom Lied“ – Schauspielhaus Graz (Foto: Lex Karelly)

Da werden rockige Arrangements voll von Widerstandslust (Clemens Maria Riegler) vom tradierten Volkslied „Mein Herz ist im Hochland“ konterkariert, nach dessen Performance Oliver Chomik den Schambegriff ins Spiel bringt. Sarah Sophia Meyer brilliert stimmlich mit „The show must go on”, am Klavier von Lopičić begleitet, während der am Boden platzierte Kronleuchter darauf verweist, dass diese Show bald ihr Ende findet. Lisa Birke Balzer verwandelt mit ihrer kraftvollen Interpretation von „Feeling good“ den Saal in einen veritablen Jazzclub, während Rudi Widerhofer mit seiner „Que sera“-Performance zum Publikumsliebling avanciert. Zuvor schon gelang ihm mit der „Sprengung der vierten Wand“, mit einem Gang durchs Parterre, bei dem ihm einige seiner Kollegen auf den Fersen blieben, ein wunderbarer humoristischer Einwurf, gespickt mit der tiefschwarzen Erinnerung an den Wehrdienstverweigerer Franz Jägerstädter.

Der Doyen des Hauses, Gerhard Balluch, holte hingegen mit seinem Auftritt die außer Rand und Band geratenen Schauspielkolleginnen und -kollegen zurück auf den Boden der hohen deklamatorischen Schauspielkunst.

Vibeke Andersen schuf mit einem runden Pavillon auf der Drehbühne eine durchlässige Architektur für die unterschiedliche instrumentale Besetzung. Wenige hundert Meter Luftlinie vom Schauspielhaus entfernt bietet sein großer, schmiedeeiserner Bruder aus dem 19. Jahrhundert häufig der Grazer Alternativszene Unterkunft und wird nur noch gelegentlich als Bühne für die beliebten Promenadenkonzerte benutzt. Susanne Konstanze Weber leitet mit dem „Lied ans Leben“ über zum großen Showfinale, in welchem das gesamte Ensemble mit Herbert Grönemeyers „Mensch“ noch einmal zur musikalischen Hochform aufläuft. Christin Treunert gelang es, mit fantasievollen Kopfbedeckungen am Show-Klimax eine Atmosphäre – angesiedelt zwischen einer Dada-Performance und Broadway-Gepränge – zu zaubern. Neben den bereits Genannten lösten Maximiliane Haß, Fredrik Jan Hofmann, Mathias Lodd, Sebastian Pass, Franz Solar und Lukas Walcher wahre Publikumstürme aus.

DeeLinde überraschte und überzeugte zugleich als wandelbare Musikerin am Cello, an der Geige, am Kontrabass, am Akkordeon und auch mit ihrem Gesang. Raphael Meinhart, Miloš Milojević, Bernhard Neumaier und Sašenko Prolić bildeten unter der Leitung von Sandy Lopičić einen homogenen Klangkörper, der dem Schauspielensemble völlig gleichberechtigt zur Seite steht.

„Das Ende vom Lied“, das sich interpretatorisch nicht zwangsläufig nur auf das Auflösen eines Ensembles beziehen muss, vermittelt zwar viel Wehmut, zugleich aber auch eine große Portion Lebensfreude. Dem Grazer Publikum wurde nicht zuletzt auch die Weisheit mitgegeben, dass etwas bewahren zugleich auch etwas verändern bedeutet. „Sie waren immer ein großartiges Premierenpublikum“, streute Iris Laufenberg bei ihrer kurzen Ansprache vor Beginn der Show der Zuhörerschaft Rosen. Nicht zuletzt ist es auch ihr großes Verdienst, dass das Schauspielhaus Graz über die regionalen Grenzen hinaus wahrgenommen wird und durch kluge programmatische Entscheidungen auch neue Publikumsschichten ansprechen konnte.

Der Tod als immerwährende Rätselaufgabe

Der Tod als immerwährende Rätselaufgabe

„Death and all his friends“ – eine Bürger:innenbühne über das Leben – widmete sich dem Tabuthema Tod in vielen Facetten. Mit Otto Just, Hermann Leiner, Charlotte Eissner-Eissenstein, Brigitte Pivoda, Renate Formanek, Andrea Kalloch und Albin Sampel durfte man Menschen auf der Bühne des Hauses 2 erleben, die entweder ganz persönliche Erfahrungen mit dem Tod teilten, oder berufsmäßig damit ständig konfrontiert sind. So unterschiedlich die einzelnen Persönlichkeiten, so unterschiedlich ihre Geschichten, so unterschiedlich erwies sich auch ihr Zugang zu diesem Thema, das viele gerne ständig aus ihrem Leben ausklammern. Anders das Ensemble dieser Inszenierung, welches die Regisseurin Anja M. Wohlfahrt in ihrem Projekt vereinte:

Zu Wort kamen ein Soldat, bekennender Christ, der keinen Grund hat, sich vor dem Tod zu fürchten, da er sich sicher ist, dass das, was danach kommt, noch viel schöner sein wird, als wir uns es vorstellen können. Eine Notfallärztin, die neben medizinischen Erklärungen einen tiefen, emotionalen Einblick in ihren tagtäglichen Kampf gegen den Tod aufzeigte. Eine junge Studentin, die völlig unerwartet ihren Vater verlor und sich nicht mit den allgemeinen Floskeln vermeintlicher Tröstungen zufriedengibt. Eine ältere Dame, die alljährlich am Tag der Wiederkehr ihres Fahrradunfalles, bei dem sie nur knapp dem Tod entkommen war, zum Unfallort zurückkehrt. Eine in der Palliativmedizin arbeitende Krankenschwester, die Sterbende und ihre Angehörigen begleitet. Ein junger Mann mit einer ausgeprägten Katzenliebe, der als Fahrer des Transportmittels, in dem sich die Menschengruppe befindet, via Lautsprecher Zahlen, Daten und Fakten zum Sterben auf dieser Welt beisteuerte. Ein Angestellter eines Bestattungsunternehmens, selbst Krebspatient, der in seinen musikalischen Einlagen zu Hochform auflief. An seiner Seite schufen Patrick Dunst & Grilli Pollheimer mit Saxofon- und Hohnerklängen einen unkomplizierten, aber stets passenden Soundlayer.


Aufgrund eines unglaublich intelligenten Bühnenbildes von Kathrin Eingang befand man sich entweder im Waggon einer Schnell- oder U-Bahn. Manches Mal auch außerhalb, mit dem Kopf wortwörtlich genommen, hoch in den Wolken. Das Verkehrsmittel als Metapher sowohl für unsere Lebensreise als auch als Übergang zum Tod bot mannigfache Möglichkeiten von unkomplizierten Szenenwechseln. Katia Bottegal schuf mit ihren Kostümen feinfühlige, charakterunterstützende Outfits, die jedoch auch immer das theatrale Geschehen betonten und nicht verleugneten. Momente, voll mit Humor, wechselten mit solchen ab, die eine ganze Menge an Informationen bereithielten. Wie verhält man sich, wenn man eine Todesnachricht überbringen muss? Wie spricht man adäquat über den Tod? In keinem Augenblick glitten die Texte ins Pietätlose. Nie gewann Dozierendes Überhand. Immer wohnte man dem Geschehen im Bewusstsein einer Theateraufführung bei, deren Thema sich jedoch so nah an unserer Lebensrealität befindet, dass die Grenzen zwischen Realität und Schauspiel zwangsläufig verschwimmen.

Wer sich vor dem Tod fürchtet, dem sei dieser Abend besonders empfohlen. Vermittelt er doch auch eine große Menge an Zuversicht und Menschlichkeit.

Besonders betont werden soll die Tatsache, dass im Programmfolder auch alle Musiknummern angeführt sind. Ein Umstand, der hoffentlich bald in jedes Programmheft der Bühnen unseres Landes und darüber hinaus Aufnahme finden wird, bis dato jedoch noch viel zu selten anzutreffen ist.

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