Schlemmen im Theater

Schlemmen wie die Römer und dabei Zeuge werden, wie Kaiser Claudius sein Leben erzählt.
Das kann man derzeit noch im Theater Scala in der Wiedner Hauptstraße.
„Cena Claudiana“ nennt sich die Produktion des Hausherren Bruno Max, die mit Opulenz aufwartet. Nicht nur was das Bühnenbild betrifft, sondern auch die Leckerbissen am Tisch für die Besucher.

Serviert werden Ente in Fischsauce, Farcimen Lucanicum (pikante lukanische Wurst vom Schwein), gefüllte Weinblätter, Bohnen in Kümmelsauce und Garum, Puls aus Maisgries mit Rosmarin, Kapernbeeren und Oliven. Savillum – ein Honig-Mandelkuchen, sowie Datteln und frische Feigen gibt`s zum Dessert. Conditium peperonatum – ein Gewürzwein mit Honig, Lorbeer und Pfeffer darf natürlich auch nicht fehlen.

Trotz des reichhaltigen lukullischen Angebots wird man vom Geschehen rund um Claudius aber nicht abgelenkt. Der große Raum, in dem es keine Sitzreihen, sondern nur kleine Tischchen gibt, um die man sich zu viert schart, wird von allen Seiten bespielt, was der Geschichte eine große Dynamik verleiht.

Reinhold Kammerer in der Rolle des Claudius erweckt Mitleid und Bewunderung zugleich. Der unglückliche Kaiser, der aufgrund seiner physischen Gebrechen und eines Sprachfehlers keine Aussicht auf den Thron hatte, kommt aufgrund atemberaubender Vorgänge in der Erbfolge schlussendlich doch zum Zug. Die Idee, auch die Kinder- und Jugendjahre von Claudius zu illustrieren, wird durch ein tolles Kinder- bzw. Jugendensemble umgesetzt. Marion Rottenhofer darf als Claudius Mutter genauso wie Bettina Soriat als seine Frau im Laufe der Inszenierung merklich altern. Günter Tolar hat mit seinem subtilen Witz als Sklave „Praxis“ die Sympathien eindeutig auf seiner Seite. Ein Wahrsager, eine Giftmischerin, Schmeichler, Boten, Präfekten – sie alle werden den Vorgängern von Claudius nicht gefährlich. Es ist die „liebe Familie“, die niemanden lang in der Herrscherposition verbleiben lässt. Randolf Destaller darf in seiner Rolle als Caligula, dem Vorgänger von Claudius, alle komödiantischen und dramatischen Register ziehen. Gemeinsam mit Carina Thesak als seine Schwester, zeigen die beiden, wie man sich als gottgleiche Wesen Respekt im verrotteten Staat verschafft.

Wer im Geschichtsunterricht geschlafen hat, oder sich nicht mehr daran erinnert, bekommt bei der „Cena Claudiana“ einen höchst lebendigen Nachhilfeunterricht. Wie sehr das Publikum sich an Inszenierungen dieser Art erfreut, zeigt der Vorverkauf. Alle! Vorstellungen sind ausverkauft – Restkarten gibt es vielleicht mit Glück nur noch an der Abendkasse.

Website Theater Scala

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