Mode, Licht und Eleganz

Edward Steichen. In high fashion. Eine Ausstellung über den berühmtesten Modefotografen der Vogue im Fotomuseum Westlicht.

Nicht oft, aber doch hin und wieder gibt es sie. Museale Ausstellungen, die abseits von Museen gezeigt werden. In Wien ist noch bis 19. April eine solche zu sehen. „Edward Steichen. In high fashion“ ist ihr Titel und wird im Fotomuseum Westlicht gezeigt.

Die Schau, die schon zuvor Station in London hatte, vereint Arbeiten aus den Jahren 1923 bis 1937. Sie konzentriert sich auf jenes fotografische Schaffen, in dem Edward Steichen sich mit Modefotografie beschäftigte. Der heute weltberühmte Fotograf war schon kurz davor, seinen Beruf an den Nagel zu hängen. Dies erklärte der Co-Kurator der Ausstellung, William A. Ewing, Direktor des Musée de l` Elysée in Lausanne, der auch an dem begleitenden Katalog mitarbeitete. Steichen hätte aufgrund fehlender Aufträge fast aufgegeben, wäre ihm nicht ein Zufall zu Hilfe gekommen. Durch einen falsch recherchierten Artikel über ihn sah er sich dazu veranlasst, bei der betreffenden Zeitung zu intervenieren und erhielt prompt bei einem Lunch mit dem Besitzer des Verlages Condé Nast den Auftrag, als Modefotograf für die Vogue zu fotografieren. Steichen ergriff die Chance, verdiente in kurzer Zeit große Summen und drückte der noch jungen Gattung der Modefotografie seinen Stempel auf wie kein Zweiter.

Vor allem durch die Idee, nicht nur Models dafür zu nehmen, sondern Damen aus der High Society aber auch Schauspielerinnen. Dadurch wurde er zum Trendsetter auf diesem Gebiet. Er brachte aber auch seine ganz eigene Formensprache in die Bilder ein, die vor allem durch Auf- oder auch starke Untersichten geprägt war. Auffallend ist auch die auf grafische Elemente basierende Kompositionsmethode seiner Bilder, die noch heute in der Werbefotografie Nachahmer findet. Steichen arbeitete mit einem Mitarbeiterstab und setzte seine Models richtiggehend in Szene. Eine kurze Dokumentation, die in dieser Zeit gedreht wurde, gibt darüber in der Ausstellung auch Auskunft. Besonders stolz war der Fotograf auf die Tatsache, dass er mitten in New York sein Auto in sein Atelier fahren konnte, was tatsächlich auch auf Zelluloid gebannt wurde. Ein wunderbares Zeitdokument.

Neben dieser filmischen Rarität werden insgesamt mehr als 200 Vintage-Prints gezeigt, auf denen sich auch viele bekannte Gesichter wiederfinden. Steichen wurde nämlich vom selben Verlag nach wenigen Jahren auch mit der Portätierung von Berühmtheiten beauftragt, die in Vanity Fair abgedruckt wurden. So kam es zu Begegnungen mit Winston Churchill, Charly Chaplin, Greta Garbo, Marlene Dietrich und noch vielen anderen mehr.

Die Abzüge der Bilder für die Ausstellung kamen nach einem Fund in den Verlagsräumen zustande. Platten, die vergessen über viele Jahrzehnte gelagert waren und deren Neuentdeckung einen wichtigen Beitrag auch zur Beurteilung der Geschichte der Modefotografie darstellt. Dabei wird nicht nur Steichens eigener Stil deutlich. Die Fotos sind auch ein historisch-ästhetischer Beitrag zur Mode der Zwischenkriegszeit, die sich durch Eleganz auszeichnete. Weich fließende Stoffe, häufig eine Kopfbedeckung, edle Materialen, viel Stickerei sind darauf zu sehen. Steichen setzte, nachdem es ihm keinen Spaß mehr machte, dieser Arbeit selbst ein Ende. Er wurde nach dem 2. Weltkrieg Direktor der Fotosammlung des Museum of Modern Art.

Die 1978 geborene Caroline Haider ergänzt die Schau durch eigene Arbeiten, die mit Fotos, auch von Steichen, interagiert. In Schaupulten liegen ihre kleinen, papierenen Interventionen und irritieren die Blicke durch die Dreidimensionalität, die sie einzelnen Bildern zukommen lässt. Eine zusätzliche typografische Komponente verweist auch auf die Bestimmung dieser Fotos – nämlich ganz simpel den Einsatz in der Printwerbung.

Link: Galerie Westlicht

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