Musikalische Viechereien zum Brüllen

„Eine Kuh macht Mühe“, eine Performance mit Musik und Tanz für Kinder ab 4 unterhielt im Dschungel Wien die Kleinsten. Mit viel Gemuhe, Geträller, Gebrülle und einem 1, 2, 3, 4, 5, 6 Siebenschläfer.

Sie hat einen Kopf, zwei Arme und zwei Beine. Damit kann sie tanzen und akrobatische Kunststücke machen. Aber damit kann sie sich auch in eine Kuh verwandeln. Emmy Steiner tut dies wahrlich kühisch im Stück „Eine Kuh macht Mühe“, dessen Titel eine launige Abwandlung der humorigen Feststellung ist, dass eine Kuh Muh und viele Kühe Mühe machen. Aber es bleibt nicht nur bei der Illustration eines herkömmlichen Kuhlebens. Mit großen Augen und ständig kauend, stapft sie anfänglich langsam auf allen Vieren über die Bühne und tut das, was eine brave Leitkuh tun soll, nämlich sich um ihre Herde kümmern. Aber bald schon findet sie auch einen neuen Freund. Und der ist weder eine Kuh noch ein Stier, sondern ein Bär.

Einsam und allein im Wald, der durch einen kleinen Stoffbaum imitiert wird, ist er höchst überrascht, als er von ihr besucht wird. Nach anfänglichem Beschnuppern und Belecken bemerken die beiden, dass sie sich gegenseitig nicht nur gut riechen, sondern auch helfen können. Die Posaune von Florian Weiß mischt kräftig mit, um den jungen Musiker in seinem Bärsein akustisch zu illustrieren. Ein kleines Medley, in dem sich die Dramatik vom Bonanza-Thema über die Kleine Nachtmusik, den Donauwalzer und Hänschen klein schließlich zur Strauss´schen Zarathustra hin steigert, begleitet auch jene Szene, in welcher sich der Bär mit einer kleinen Kuh in den Wald davontrollt. Die anschließende Höhlenimitation stammt von Florian Weisch, der sich kurzerhand in den Sack seines Kontrabasses einwickelte, um damit als Felsen aber auch als Raupe die Kinder zu unterhalten. Aber eigentlich, eigentlich ist Florian ein Siebenschläfer und tut, was Siebenschläfer eben so machen. Schlafen. Außer er erwacht – dann wird er gleich so aktiv, dass die kleinen Besucherinnen und Besucher vor Freude johlen. Denn, wie zu erfahren ist, ist er nicht nur ein 1, 2, 3, 4, 5, 6 Siebenschläfer, sondern auch noch Fitnesstrainer und als solcher springt er nicht nur über die Bühne, sondern verschwindet kurzerhand auf die Straße, um dort weiterjoggen zu können. Seine Fertigkeit am Kontrabass trägt viel dazu bei, dass die Musik auch rhythmisch zündet. Denn er streicht nicht nur die Saiten, sondern verwendet sein Instrument kurzerhand als Percussions-Apparat.

Franziska Adensamer, die vierte im Bunde, mischt die Truppe als schillernder, federnverlierender Goldfasan gehörig auf. Sie tiriliert, gurrt, zirpt, trällert, schnalzt und piepst, dass es weine wahre Freude ist. Und sie kommt schließlich auf die Idee, dass die Tiere doch einmal ihre Rollen tauschen könnten. So bekommt die Kuh den Schwanz des Siebenschläfers, der Bär Kuhhörner und der Siebenschläfer ihr Federkleid. Irritiert ob der neuen Mode tun die so dekorierten Viecher aber nichts Anderes, als sich schnellstens wieder in ihren ursprünglichen Zustand zu verwandeln. Wer bitteschön will sich denn mit fremden Federn schmücken? Und dann als Bär vielleicht auch noch muhen?

„Ich bin die Kuh und wer bist du?“ ist genauso ein Ohrwurm wie „Das ist der Bär, der hat es schwer“ und dazu angetan, von den Kindern rasch nachgesungen zu werden. Gäbe es die Möglichkeit, sich die Musik downzuloaden. So werden die Kinderzimmer in den nächsten Wochen zwar von Kühen, Bären, Siebenschläfern und Goldfasanen bevölkert werden, Musik müssen diese dann aber ganz alleine dazu machen.

Das Stück, das in diesem Jahr den Jungwild Förderpreis erhielt, bezaubert durch seine wunderbaren musikalischen Einlagen und die hohe Tierimitationsfähigkeit der beiden Schauspielerinnen. Emmy Steiner hat sich dafür das Verhalten von Kühen einen Sommer lang im Salzburgischen genau angeschaut und kann jetzt behaupten, eine der profiliertesten Kuhdarstellerinnen zu sein. Die Inszenierung ist aber auch deswegen besonders zu empfehlen, da sie den Kindern einen gedanklichen Freiraum anbietet, den sie mit ihren eigenen Ideen befüllen können, um daraus ein Stück zu kreieren, das ihren Vorstellungen vom Tiersein und Zusammenleben unterschiedlichster Identitäten entspricht.

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