Interview mit John StorgårdsInterview avec John Storgårds
29. Oktober 2009
Anlässlich eines Gastauftrittes mit dem OPS, dem Philharmonischen Orchester Straßburg, gab der finnische Dirigent John Storgårds ein Exklusivinterview. Um Sie unseren Lesern näher vorzustellen, wäre es interessant zu wissen, ob Sie von Ihrer Familie musikalisch vorgeprägt sind. In meiner Familie gab es keine Berufsmusiker, sondern Musik wurde nur als Hobby ausgeübt. Ich bin der einzige, […]
Michaela Preiner
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John Storgards (Foto: Marco Borggreve)

John Storgårds (Foto: Marco Borggreve)

Anlässlich eines Gastauftrittes mit dem OPS, dem Philharmonischen Orchester Straßburg, gab der finnische Dirigent John Storgårds ein Exklusivinterview.

Um Sie unseren Lesern näher vorzustellen, wäre es interessant zu wissen, ob Sie von Ihrer Familie musikalisch vorgeprägt sind.

In meiner Familie gab es keine Berufsmusiker, sondern Musik wurde nur als Hobby ausgeübt. Ich bin der einzige, der von 5 Kindern einen musikalischen Beruf ergriffen hat. Zuhause wurde zwar Musik gespielt, aber es gab für mich keine direkten Vorbilder auf diesem Gebiet. Ab meinem 7. Lebensjahr erhielt ich Geigenunterricht.

Sie waren auch solistischer Geiger bevor Sie als Dirigent reüssierten.

Das ist nicht ganz richtig, ich spiele nach wie vor Geige und trete auch als Solist auf. Pro Jahr erarbeite mir zwischen 3 und 5 neue Stücke, um mein Repertoire zu erweitern. Ich mache besonders viel Kammermusik. Das ist eigentlich mein künstlerischer Ursprung. Zu Beginn meiner Karriere war ich Konzertmeister des schwedischen Rundfunksymphonieorchesters. Ich finde Geige zu spielen und zu dirigieren eine gute Kombination, ja ich brauche das Violinspiel. Es hilft mir, mich weiter zu entwickeln. Heute spiele ich hauptsächlich Kammermusik im Rahmen von Festivals in unterschiedlichen Ensembles.

Wie kamen Sie eigentlich dazu zu dirigieren? War es so etwas wie eine innere Notwendigkeit, die Sie dazu veranlasste?

Das ergab sich eigentlich auf ganz natürliche Art und Weise. Ich wurde von meinen Kollegen im Kammermusikensemble gebeten, zu dirigieren. Das tat ich direkt von der Geige aus.

So, wie das früher gemacht wurde und ganz natürliche Aufführungspraxis war?

Ja, so wie z.B. Haydn oder Mozart vor ihren Orchestern auch dirigierten. Es war eigentlich selbstverständlich für mich. Aber als ich 1992 gefragt wurde, ob ich das Universitätsorchester von Helsinki dirigieren wollte, stand für mich fest, diese Herausforderung nur dann anzunehmen, wenn ich auch die richtige Ausbildung dafür vorweisen konnte. Und so habe ich noch einmal begonnen zu studieren. Und habe nach meinem Studium der Violine noch erlernt, wie man ein Orchester dirigiert. Das Studentenorchester von Helsinki besteht nur aus Amateuren, aber es ist ein sehr großes und gutes Orchester und mir fehlten einfach gewisse Fertigkeiten und auch bestimmte „Werkzeuge“ um ein guter Dirigent zu sein. Das Studium gab mir diese Kenntnisse und auch die Möglichkeit, als Dirigent am Pult erfolgreich zu sein. Dirigieren bedeutet, ein Orchester zu leiten und als Führer des Klangkörpers aufzutreten. Es ist auch eine besondere physische Herausforderung, mit der man umgehen lernen muss. Wenn man selbst in der Interpretation der Partitur unsicher ist, so wirkt sich das sofort auf das Ergebnis aus, die Musiker spüren die kleinste Unsicherheit und es kommt zu Missverständnissen. Aus diesem Grunde bedaure ich, dass heute viele Instrumentalisten ohne Dirigentenausbildung Orchester leiten, da den meisten von ihnen die Grundlagen dazu fehlen, die aber unabdingbar sind.

Wenn man sich ihre bisherigen CD-Einspielungen ansieht, so fällt auf, dass Sie sich sehr mit finnischer, besser gesagt mit skandinavischer Musik beschäftigen. Von den bisher 26 erschienen CDs sind 15 Komponisten oder Komponistinnen aus dem nordischen Raum gewidmet. Empfinden Sie sich als Botschafter dieser Musik?

In Skandinavien gibt es eine Menge guter Komponisten, besonders auch zeitgenössische Komponisten, die wirklich gute Musik komponieren. Ich finde, dass diese Musik es wert ist, nach außen getragen zu werden. Ich will aber nicht als Spezialist für skandinavische Musik betitelt werden, das wäre mir zu wenig. Ich versuche ständig, eine gute Balance in der Präsentation zu erreichen. Ich finde besonders unterschiedliche Kombinationen in einem Repertoire spannend. Ich liebe es genauso, bekannte Stücke wie z.B. von Bruckner oder Beethoven aufzuführen.

Sie arbeiten viel mit zeitgenössischen, finnischen Komponisten zusammen. Können Sie feststellen, dass es bei zeitgenössischen Kompositionen einen Unterschied gibt, der sich durch die Herkunft des Komponisten oder der Komponistin erklärt?

Nein, heute eigentlich nicht mehr. Man kann, wenn man ein Stück hört nicht mehr sagen, das ein dänisches, finnisches oder deutsches Stück. Aber natürlich trägt zum Beispiel eine finnische Person gewisse Elemente in sich, die man nicht wegdenken kann. Ich denke zum Beispiel allein an die unterschiedlichen klimatischen Bedingungen, die in den verschiedenen Ländern gegeben ist. Wenn man, so wie ich, in Finnland aufgewachsen ist, dann hat man es mit langen, sonnenlosen Wintern zu tun. Mit viel Kälte und Schnee, was sich ursächlich auf den Charakter der Personen auswirkt. Diese, aber auch andere Elemente machen dann einen bestimmten Teil einer Person aus, was sich in unterschiedlichen Kompositionsweisen verdeutlicht.

Sind es nicht auch unterschiedliche, frühe musikalische Prägungen, denen wir alle ausgesetzt sind und die wir unser ganzes Leben lang in uns tragen, die uns schließlich unterschiedlich agieren lassen?

Ja, ganz sicher. Wenn Sie in Finnland einer Hochzeit beiwohnen und spontan Lieder gesungen werden, so können Sie sicher sein, dass diese alle in Moll gehalten sind. Ich denke, Sie als Österreicherin haben da sicher andere Traditionen.

Ja, absolut. Bei Hochzeiten wird ausgelassen gefeiert mit fröhlicher Musik.

Es ist interessant. Denn obwohl es diese Prägungen gibt, die nicht wegzudenken sind und die unseren musikalischen Charakter mitbestimmen, sind dennoch die heutigen Werke in gewissem Sinne global. Und das finde ich zugleich auch sehr gut.

Wie viele Konzerte geben Sie im Jahr?

Ich denke, so um die 50, aber ich habe sie nicht gezählt. 1 pro Woche – nein, stimmt nicht, das sind doch wesentlich mehr, denn allein bei den Festivals komme ich manches Mal auf 2 an einem Tag!

Haben Sie da noch Zeit, für die Erarbeitung neuer Partituren?

Ich arbeite ständig an neuen Partituren, schon mehrere Monate im Voraus, bevor ich ein neues Stück dirigiere. 1 – 2 neue Werke pro Monat sind das meist.

Das ist viel!

Ja schon, aber ich arbeite einfach gerne.

Was fällt Ihnen leichter, die Erarbeitung neuer, zeitgenössischer Werke oder solche aus dem allseits bekannten Orchesterrepertoire?

Ich fürchte mich nicht vor der Erarbeitung zeitgenössischer Werke und ich finde es in gewisser Weise auch einfacher, da man viel mehr Freiheiten hat. Viele Werke werden zum ersten Mal aufgeführt, was gleichzeitig bedeutet, dass es noch keine Vergleichsbeispiele gibt. Man ist in der Interpretation dabei völlig frei und nicht schon von gewissen Hörgewohnheiten vorbestimmt. Wenn ich mich an Bruckner annähere, so gibt es ja schon viele Dirigenten, die dies vor mir gemacht haben. Es gibt viele Interpretationen die man schon in den Ohren hat. Hier muss ich erst die Partitur genau studieren, um darin etwas zu finden, was ich persönlich anders als bisher ausdrücken möchte. Das kann viel schwerer sein, als ein neues Stück aufzuführen. Auch in der Zusammenarbeit mit den Orchestern ist es manches Mal schwerer, ein bekanntes Stück zu erarbeiten. Es gibt Orchester, die ein gewisses Stück schon viele Male gespielt haben, es auswendig kennen und in ihrer eigenen Art immer wieder gleich spielen. Da muss man dann an gewissen Stellen stoppen und erklären – bitte hier nicht „diminuendo“ – und es kann dann schon passieren, dass man dies auch drei Mal hintereinander wiederholen muss, um die bisher eingefahrene Spielweise zu eliminieren. Ein zeitgenössisches Werk hingegen sitzt oftmals ganz rasch.

Sie sind international unterwegs und kennen verschiedene Orchester mit ihren unterschiedlichen Klangausformungen. Wie würden Sie den Klang des Philharmonischen Orchesters von Helsinki bezeichnen, dessen musikalischer Leiter Sie ja seit der Saison 2008/09 sind?

Ich glaube, dass die Orchester auf dieser Welt heute in ihrem Klang nicht mehr so weit auseinander sind, wie das noch vor einigen Jahrzehnten waren. Sie spielen heute alle auf einem sehr hohen Niveau und haben sich auch dadurch aneinander angeglichen. Und dennoch gibt es feine Unterschiede. Das Philharmonische Orchester in Helsinki zeichnet sich zum Beispiel durch einen vollen Körper im symphonischen Klang aus. Das ist eine hervorragende Basis, die vor allem von meinen Vorgängern, z.B. Leif Segerstam und Paavo Borglund erarbeitet wurde. Ich möchte gerne eine flexiblere Einsatzweise forcieren, ein noch stärkeres Ausbalancieren von Nuancen erreichen. Ich liebe es, mit allen kleinen Details zu arbeiten, Balancen herauszuheben, aber nicht nur in der kleinteiligen Betrachtung, sondern auch im gesamten Überblick.

Nikolaus Harnoncourt zeigte mit seiner Art, Partituren zu lesen, dass es vor allem auch daran ankommt, sich mit den Details zu beschäftigen. Ist das auch Ihre Vorgehensweise?

Nikolaus Harnoncourt ist einer jener Dirigenten, die ich ganz besonders schätze. Das, was er vor 30, ja 40 Jahren völlig revolutionär gemacht hat, ist heute eigentlich Standard in der Behandlung einer Partitur. Heute zählt diese Art und Weise, sich mit einem Werk auseinanderzusetzten, zur allgemeinen Lehre; niemand, der heute Musik studiert, kommt an diesen Interpretationsansätzen vorbei. Hier hat sich sehr viel weiter entwickelt. Harnoncourt war hier absolut stilbildend. Es gibt daher heute ein viel stärkeres Bewusstsein, was den jeweiligen musikalischen Stil betrifft. Heutzutage kann man sozusagen in den Stil Mozarts, Schumann oder von Schostakowitsch springen, denn man weiß, wie man z.B. den Bogen unterschiedlich ansetzen muss, um dem jeweiligen Stil in der Interpretation gerecht zu werden. Natürlich ist dies auch eine Generationenfrage, denn früher wurden Werke einfach stärker schwarz-weiß interpretiert, ohne auf gewisse Feinheiten und Finessen näher einzugehen. Es besteht aber der Unterschied zu heute schon allein in der Tatsache, dass Chefdirigenten eines Orchesters früher oftmals jahrzehntelang einem Orchester vorstanden und es somit mit ihrer Art zu dirigieren maßgeblich prägten. Heute gibt es keine jahrzehntelange, ununterbrochene Zusammenarbeit mehr. Die Orchester selbst sind mit vielen unterschiedlichen Dirigenten konfrontiert, wie zum Beispiel hier in Straßburg, wo es viele Gastdirigenten in einer Saison gibt.

Wie lange läuft Ihr Vertrag mit dem Philharmonischen Orchester Helsinki und haben Sie bestimmte Pläne, die Sie während Ihrer Direktion verwirklichen möchten?

Der Vertrag ist für 4 Jahre abgeschlossen, aber man weiß noch nicht, was dann kommt. Das muss nicht bedeuten, dass ich nur 4 Jahre mit dem Orchester zusammen arbeite. Was auf alle Fälle kommen wird, ist die Übersiedelung in das neue Konzerthaus, die für 2011 geplant ist. Es wird eine phantastische Akustik aufweisen und dadurch eine Menge in Bewegung bringen und viel verändern. Auch befindet sich das Orchester gerade mitten in einem starken Generationenwechsel und die jungen Musiker, die nachfolgen, haben den unbedingten Willen besser und besser zu werden.

Welches Programm spielen Sie in Helsinki hauptsächlich?

Wir spielen finnische Musik z.B. von Armas Launis, Jukka Tiensuu, Leevi Madetoja oder Selim Palmgren, natürlich auch Jean Sibelius, aber auch Werke des Esten Erkki-Sven Tüür oder des Schweden Anders Hillborg. Wie jedoch schon erwähnt, ist mir auch hier eine gute Mischung mit anderen Komponisten wichtig und so spielen wir auch Strauß, Brahms, Beethoven, Dvořák oder Musorgski, um nur ein paar zu nennen.

Auch in diesem Programm ist eine starke Orientierung hin zur zeitgenössischen Musik bemerkbar, ist dies eine Besonderheit in Skandinavien?

Ja, das denke ich schon. Das skandinavische Publikum ist es gewohnt, ständig zeitgenössische Stücke zu hören, dies einfach ein Teil der Kultur. Das ist anders, als in Mitteleuropa, wo die Veranstalter viel vorsichtiger in der Auswahl der Stücke agieren. Dadurch sind die Hörgewohnheiten beim Publikum anders. Was in Skandinavien eigentlich ganz normal ist, ist in Mitteleuropa oft eine Ausnahme. Ich merke dies auch an der Reaktion des Publikums, das hier einfach verhaltener auf zeitgenössische Musik reagiert.

Wie kam das aktuelle Konzertprogramm zustande, das Sie in Straßburg dirigieren? War es der Wunsch des Veranstalters oder haben Sie die Stücke ausgesucht?

In diesem Fall war es eigentlich eine Kombination. Die 6. von Bruckner war mein Wunsch und die Zusammenarbeit mit dem Flötisten Emmanuel Pahud, mit dem ich hier das erste Mal zusammentreffe, war vom Veranstalter gewünscht. Ich bin aber sehr froh, dass ich die Möglichkeit hab,e hier zu Beginn des Konzertes ein Stück von Alfred Alessandrescu aufzuführen. Dafür bin ich dem OPS dankbar, denn es ist ein sehr selten aufgeführtes und daher kaum bekanntes Stück. Geschrieben wurde es 1910 aber es klingt so, als wäre es schon viel früher komponiert worden. Es ist ein spätromantisches, ruhiges und einfaches, aber unglaublich schönes Werk und ich glaube, es wird dem Publikum sicher gefallen. Es ist eigentlich eine Schande, dass Alessandrescu völlig in Vergessenheit geraten ist. Er war zu seiner Zeit nach George Enescu, dem wichtigsten rumänischen Komponisten der zweit wichtigste Mann in Rumänien. Zu seiner Zeit war er sehr bekannt, ganz im Gegensatz zu heute. Ich entdeckte die Partitur1994 beim Stöbern in einer Musikalienhandlung in Paris und habe sie in Lappland mit meinem Kammerorchester schon mehrfach dirigiert. Sie passt sehr gut zur 6. von Bruckner und ist mit „Spätherbst“ übertitelt – sie passt natürlich gut in die jetzige Zeit. Das Stück ist jenen von Joseph Suk, dem tschechischen Komponisten, sehr ähnlich. Der darauf folgende Ibert ist im Gegensatz dazu im Charakter viel prickelnder und ein schöner Kontrast. Was die 6. Von Bruckner betrifft, so sehe ich die wiederum in einer nahen Verwandtschaft zum Stück von Alessandrescu. Bruckners 6. wird selten gespielt, obwohl sie es wert ist, gespielt zu werden. Natürlich hat Bruckner immer dasselbe Kompositionsprinzip, aber dennoch ist auch in diesem Stück etwas Neues zu entdecken. Sie trägt viel Raum in sich, ist voll von Licht – das ist ihr Hauptcharakter, sie ist nicht schwer, ist eher serenadenhaft. Der zweite, langsame Satz ist einer der schönsten, die ich überhaupt kenne.

Eine Ihrer bemerkenswertesten Zusammenarbeiten ist jene mit dem BBC Symphony Orchestra, geht diese Zusammenarbeit auch in Zukunft weiter?

Ja, ich bin sehr froh darüber, dass ich immer wieder eingeladen werde. Die nächste gemeinsame Arbeit steht für die Saison 2011/12 auf dem Programm. Ich liebe die Zusammenarbeit mit dem Orchester, das unglaublich flexibel reagieren kann und extrem gute Fähigkeiten aufweist. Das Orchester hat dieselbe Art zu denken wie ich und kombiniert gerne Traditionelles mit Modernem. Die Musiker sind außerordentlich virtuos.

Haben Sie persönliche Wünsche für die Zukunft, gibt es Orchester, mit denen Sie gerne zusammen arbeiten würden?

Ja natürlich habe ich die, aber darüber sprechen möchte ich nicht!

Gibt es etwas, was Sie gerne den Leserinnen und Lesern direkt noch mitteilen möchten?

Mit dieser Möglichkeit habe ich eigentlich gar nicht gerechnet. Aber ja, es gibt etwas sehr wichtiges, das mir große Sorgen bereitet und das ich noch gerne ansprechen möchte. Das ist die Zukunft für unsere Arbeit. Wir leben in einer sehr paradoxen Zeit. Die Ausbildung der Musiker wird immer besser, die Qualität der Orchester ist heute so hoch wie noch nie zuvor und dennoch bricht uns das Publikum weg. Es ist festzustellen, dass jahrhundertealte Traditionen der Musikvermittlung, die uns auf dieses Niveau gebracht haben, nicht mehr weiter gepflegt werden. In den Schulen wird Musikunterricht auf ein Minimum gekürzt, was sehr schade ist. Wenn nicht dementsprechende Entscheidungen getroffen werden, dann verlieren wir für das, was wir tun, einfach das Publikum. Damit muss Schluss gemacht werden! Musik ist ein Teil unserer Kultur und unabdingbar notwendig. Ich plädiere einfach an all jene, die die Möglichkeit haben zu agieren – vor allem an politisch Verantwortliche, diese Kultur wieder verstärkt zu unterstützen. Sie dürfen den Menschen die Musik nicht einfach wegnehmen, sondern müssen dafür sorgen, dass Livemusik wieder erlebt werden kann, auch im Radio oder im Fernsehen, das heute ja eine ganz besonders wichtige Rolle spielt

Herzlichen Dank für das Gespräch und viel Erfolg für Ihre weitere Arbeit!

Das Gespräch am 27.10.2009 führte Michaela Preiner

John Storgards (Foto: Marco Borggreve)

John Storgårds (Foto: Marco Borggreve)

A l’occasion de sa prestation en collaboration avec l’OPS, l’orchestre philharmonique de Strasbourg, le chef d’orchestre finlandais, John Storgårds a accordé une interview exclusive.

Pour vous faire connaître davantage par nos lecteurs, il serait intéressant de savoir, si vous avez été marqué musicalement parlant par votre contexte familial.

Dans ma famille, il n y avait pas de musicien professionnel. La musique était du domaine du loisir. Je suis le seul parmi les 5 enfants qui ai fait de la musique sa profession. A la maison, on jouait de la musique, mais je n’ai pas vraiment eu de modèle à suivre. J’ai reçu des leçons de violon à partir de l’âge de 7 ans.

Vous étiez violoniste soliste avant de réussir comme chef d’orchestre ?

Ceci n’est pas tout à fait exact. Je continue à jouer du violon et je me produis également en tant que soliste. Je travaille 3 à 5 nouveaux morceaux par an pour élargir mon répertoire. Je fais énormément de musique de chambre. Là est en fait mon origine artistique. Au début de ma carrière, j’étais chef de musique de l’orchestre symphonique de la radio suédoise. Je trouve que jouer du violon tout en dirigeant un orchestre est une très bonne combinaison, oui, j’ai besoin de jouer du violon. Cela m’aide à avancer. Actuellement je joue de la musique de chambre avec différents ensembles ; essentiellement dans le cadre de festivals.

Qu’est-ce qui vous a conduit vers la direction d’orchestre ? Etait-ce une sorte de nécessité intérieure ?

Cela s’est fait naturellement en quelque sorte. Mes collègues avec qui je faisais de la musique de chambre m’ont demandé de les diriger. Ce que j’ai fait – directement à partir du violon.

Tout comme c’était d’usage lors des représentations à l’époque ?

Absolument, comme Haydn ou Mozart dirigeaient leurs orchestres. Pour moi, d’une certaine façon, c’était une évidence. Mais quand on m’a demandé en 1992 prendre la direction de l’orchestre de l’université d’Helsinki, je ne pouvais relever ce défi qu’à condition d’avoir la formation requise. Donc, j’ai repris des études. Ainsi, après mes études de violon, j’ai appris à diriger un orchestre. L’orchestre universitaire d’Helsinki est un orchestre d’amateurs. Néanmoins, c’est un grand et très bon orchestre et je manquais tout simplement de certaines techniques et d’outils pour être un chef d’orchestre valable. Grâce aux études j’ai acquis ces connaissances et la faculté de réussir en tant que chef d’orchestre. Diriger des musiciens signifie les guider et mener l’ensemble acoustique. C’est également un défi d’ordre physique qu’il faut apprendre à gérer. Si l’on a des doutes concernant l’interprétation d’une partition, les conséquences sur le résultat sont immédiates : Les musiciens sentent la moindre hésitation ce qui peut être source de malentendus. C’est la raison pour laquelle je regrette que nombre d’instrumentalistes dirigent de nos jours des orchestres, sans avoir eu la formation spécifique qui s’impose.

Au regard des publications de disques qui sont les vôtres, on note que vous portez un intérêt tout particulier à la musique finlandaise ou plutôt scandinave. Parmi les 26 titres, 15 sont dédiés à des compositeurs nordiques. Vous vous voyez comme une sorte d’ambassadeur de cette musique ?

En Scandinavie, on trouve quantité de bons compositeurs, particulièrement des compositeurs contemporains, qui composent une musique d’excellente facture. J’estime que cette musique doit être diffusée autant que possible. Mais je n’aimerais pas avoir une étiquette de spécialiste de musique scandinave. A mon sens, ce serait trop restrictif. J’essaie de tendre vers un équilibre dans la présentation. Je trouve que des combinaisons très différenciées dans un répertoire rendent celui-ci particulièrement intéressant. Mais j’aime tout autant donner des morceaux connus de Beethoven ou Bruckner par exemple.

Vous collaborez beaucoup avec des compositeurs contemporains finlandais. Avez-vous fait le constat qu’il existe une différence parmi les compositions contemporaines qui pourrait trouver son explication dans l’origine du compositeur en question ?

Non, plus maintenant. Aujourd’hui on ne peut plus guère dire en écoutant un morceau de musique, s’il s’agit d’un morceau danois, finlandais ou allemand. Mais bien entendu, un finlandais porte en lui certains éléments dont on ne peut faire abstraction. Je pense par exemple aux différentes conditions climatiques dans de nombreux pays. Quand quelqu’un a grandi en Finlande, tout comme moi, il a eu à faire à des hivers interminables, sans soleil, froids et très enneigés. Ceci influe évidemment sur le caractère de l’individu. Des éléments comme celui-ci, comme tant d’autres, font partie de sa personnalité, ce qui se reflète dans sa façon de composer.

Mais ne ce sont pas aussi les différentes influences musicales auxquelles nous sommes exposés dès notre tendre enfance et que nous gardons en nous toute notre vie qui nous font finalement agir différemment ?

Oui, très certainement. Si un jour vous assistez à un mariage en Finlande et que l’on chante, vous pouvez être sure et certaine que toutes ces chansons sont en mode mineur. Je pense que vous en tant qu’Autrichienne avez d’autres traditions.

Oui absolument. Les mariages sont des fêtes pleines de gaieté, accompagnées par une musique joyeuse !

C’est intéressant. Parce que bien que ces marquages dont on ne peut faire abstraction existent, les œuvres de nos jours sont d’une certaine manière globales. Et en même temps je pense que c’est très bien comme ça.

Combien de concerts donnez-vous par an ?

Une cinquantaine, je pense, mais je ne les ai pas comptés. Un par semaine – non ce n’est pas correct, ce sont bien plus. Rien que pendant les festivals je donne parfois deux par jour !

Et avec tout cela il vous reste du temps pour étudier de nouvelles partitions ?

Je travaille de nouvelles partitions en permanence, plusieurs mois en amont en fait avant de diriger un nouveau morceau. La plupart du temps ce sont 1 à 2 œuvres par mois.

C’est considérable !

Oui, c’est vrai, mais j’aime travailler !

Dans quel domaine avez-vous plus de facilités : En travaillant des compositions contemporaines ou alors celles qui, faisant partie du répertoire d’orchestre sont déjà très connues ?

Je n’ai pas peur de travailler des œuvres contemporaines. D’une certaine façon je pense même que les choses sont plus faciles, parce que l’on a bien plus de libertés. Beaucoup de ces œuvres sont représentées pour la première fois ce qui signifie qu’il n y pas de base de comparaison. Donc, l’interprétation peut être totalement libre, sans influence aucune due à des habitudes qui auraient pu être prises. Quand je m’approche de Bruckner c’est tout en ayant conscience que tellement de chef d’orchestres ont dirigé ses ouvres avant moi. Tellement de versions sont déjà dans nos oreilles. Dans ce cas-là, il faut que j’étudie la partition de très près pour y trouver des éléments que je pourrais exprimer différemment, à ma façon. Cela peut être bien plus laborieux que la représentation d’une composition totalement nouvelle. Même la collaboration avec les orchestres quand il s’agit de travailler un morceau trop bien connu s’en ressent : Il y a des formations qui ont joué certains morceaux tellement souvent, qu’elles les connaissent par cœur et les jouent à leur manière – toujours la même ! Là, il faut parfois tout arrêter et expliquer : « S’il vous plaît ! A cet endroit pas « diminuendo »……. et il peut arriver qu’il faut répéter plusieurs fois pour éliminer les habitudes. Une ouvre contemporaine en revanche est très souvent assez vite assimilée.

Vous travaillez dans le monde entier et vous connaissez différents orchestres. Ces orchestres ont tous des sons caractéristiques. Comment définiriez-vous le son de l’orchestre philharmonique d’Helsinki, que vous dirigez depuis la saison 2008/2009 ?

Je pense que les orchestres dans le monde ne sont pas si éloignés que cela en ce qui concerne leur son, comparé à la situation il y a encore quelques dizaines d’années. Tous jouent à un niveau très élevé et par ce fait, ils se sont rapprochés les uns des autres. Mais malgré tout, il y a d’infimes différences : L’orchestre philharmonique d’Helsinki a un corps particulièrement plein dans le son symphonique. C’est une excellente base qu’ont su lui donner mes prédécesseurs, notamment Leif Segerstam et Paaqvo Borglund. En ce qui me concerne, j’aimerais mettre l’accent sur une plus grande flexibilité et une balance plus poussée des nuances. J’adore travailler tous ces petits détails, faire sortir des balances. Et cela non seulement en regardant le détail en question, mais tout dans son ensemble.

Nikolaus Harnoncourt avec sa façon de lire les partitions a démontré qu’il est très important de s’occuper justement des détails. Est-ce votre méthode de travail ?

Nikolaus Harnoncourt est un chef d’orchestre que j’estime énormément. Sa façon de travailler une partition, totalement révolutionnaire il y a encore 30 ou 40 ans, est devenue une sorte de standard pour traiter une partition. De nos jours, c’est une espèce de norme pour s’approprier une œuvre. Aucun étudiant en musique ne peut se soustraire à cette approche de l’interprétation. Dans ces domaines il y a eu des avancés notables. Harnoncourt a initié tout un style. C’est pour cette raison qu’actuellement existe une conscience bien plus grande des styles musicaux. Il est d’une certaine façon possible de passer du style « Mozart » au style « Schumann » ou à celui de Schostakowitsch, parce que l’on sait pertinemment comment positionner l’archet pour satisfaire aux exigences du style an question. Mais c’est également une question de génération, car à l’époque, l’interprétation des ouvres était en général plus contrasté, « noir et blanc » en quelque sorte, sans s’attarder trop sur les choses fines et nuancées. Mais ne serait-ce que le fait que dans le temps, les chefs d’orchestre étaient en charge d’une formation pendant des dizaines d’années, marquait les formations durablement et de façon significative. Ce genre de collaboration pendant autant d’années n’existe plus de nos jours. Les orchestres ont à faire à un grand nombre de chefs d’orchestres différents, comme par exemple ici à Strasbourg où passent de nombreux d’invités durant une seule saison.

Combien de temps encore êtes-vous sous contrat avec l’orchestre philharmonique d’Helsinki ? Avez-vous des projets que vous souhaitez réaliser durant votre direction d’orchestre ?

J’ai signé pour 4 ans, mais je ne connais pas la suite. Ceci ne signifie pas forcément que ma collaboration avec l’orchestre se limite à ces quatre années. Une chose qui est sur, en revanche, c’est le déménagement de la salle de concert en 2011. Cette nouvelle salle disposera d’une acoustique phénoménale et de par ce fait, beaucoup de choses bougeront et changeront. Dans l’orchestre même il y a actuellement un changement de générations important, sachant que les jeunes musiciens qui arrivent veulent toujours faire mieux que les précédents.

Quel répertoire présentez-vous principalement à Helsinki ?

Nous jouons de la musique finlandaise, par exemple d’Armas Launis, Jukka Tiensuu, Leevi Madetoja oder Selim Palmgren et Jean Sibelius bien entendu. Mais aussi les œuvres d’Esten Erkki-Sven Tüür ou du suédois Anders Hillborg. Mais comme je l’ai déjà dit précédemment, je tiens également à un équilibre avec d’autres compositeurs. Donc nous jouons aussi Strausz, Brahms, Beethoven, Dvorak ou Moussorgski pour en citer quelques-uns.

Dans cette programmation on sent une orientation très forte vers la musique contemporaine. Est-ce une particularité en Scandinavie ?

Oui, je le crois. Le public scandinave est habitué à écouter des morceaux contemporains. Cela fait tout simplement partie de sa culture. C’est différent qu’en Europe centrale où les organisateurs sont bien plus prudents concernant le choix des œuvres. Donc, les habitudes du public sont différentes. Ce qui est monnaie courante en Scandinavie, relève de l’exception en Europe centrale. Je le constate bien en observant le public qui réagit avec beaucoup plus de retenue quand il s’agit de musique contemporaine.

Comment avez-vous déterminé le programme que vous avez dirigé à Strasbourg. Était-ce une demande de l’organisateur ou alors avez-vous choisi les morceaux ?

Dans ce cas bien précis, c’était une combinaison des deux. La 6e symphonie de Bruckner était mon souhait, la collaboration avec le flûtiste Emmanuel Pahud avec qui j’ai travaillé pour la première fois à cette occasion était une suggestion de l’organisateur. Je suis ravi d’avoir l’occasion de jouer une pièce d’Alfred Alissandrescu en début de concert. J’en suis reconnaissant envers l’OPS, car il s’agit d’un morceau qui n’est que très rarement joué et du coup pratiquement inconnu. Cette composition date de 1910, mais en l’écoutant on a l’impression qu’elle bien antérieure. C’est une œuvre romantique – quoique un peu tardive – elle est calme et simple, mais incroyablement belle. Je suis sur que le public l’appréciera. En fait c’est une honte qu’Alessandrescu soit tombé totalement dans l’oubli. De son temps, il était tout de suite après George Enescu, le plus éminent compositeur roumain à l’époque, le deuxième homme le plus important en Roumanie. Il était une célébrité – contrairement à aujourd’hui. J’ai découvert cette partition en fouillant dans un magasin de musique parisien en 1994 et depuis, je l’ai jouée déjà plusieurs fois en Laponie avec mon orchestre de chambre. Elle s’accorde harmonieusement avec la 6e de Bruckner et s’appelle « automne tardif ». Donc, cette période de l’année se prête aussi pour l’interpréter. Cette composition ressemble beaucoup à celles de Joseph Suk, le compositeur tchèque. Ibert qui suit est en quelque sorte son contraire, de caractère pétillant ce qui forme un beau contraste. Concernant la 6e de Bruckner, je la vois plutôt apparentée au morceau d’Alessandrescu. On ne joue la 6e symphonie de Bruckner pas souvent, bien qu’elle en vaille la peine. Bien sur, le principe de la composition de Bruckner est toujours le même, mais malgré tout, il y a quelque chose de nouveau à y découvrir. Elle porte beaucoup d’espace en elle et elle est pleine de lumière. Ce sont ses caractéristiques les plus importantes. Elle n’est pas difficile et ressemble à une sérénade. Le deuxième mouvement lent et l’un des plus beaux que je connaisse.

L’une de vos collaborations les plus remarquables est celle avec le BBC Symphony Orchestra. Est-ce que cette collaboration va continuer ?

Oui et je suis enchanté d’être invité si souvent. La prochaine collaboration est programmée pour la saison 2011/2012. J’aime travailler avec cet orchestre qui peut se montrer extrêmement flexible et dispose de beaucoup de facultés. Cet orchestre pense comme moi. Il aime la combinaison entre tradition et modernité. Les musiciens sont extraordinairement virtuoses.

Avez-vous des souhaits personnels pour l’avenir ? Y a-t-il des orchestres avec lesquelles vous aimeriez travailler ?

Oui, bien sur que j’ai des souhaits et des envies. Mais je ne veux pas en parler.

Aimeriez-vous dire quelque chose à nos lectrices et lecteurs ?

Oh, je n’avais pas envisagé cette possibilité. Mais oui, il y a quelque chose qui me soucie beaucoup et dont je voudrais bien parler. Il s’agit de l’avenir de notre travail. Nous vivons à une époque paradoxale. La formation dans le domaine de la musique s’améliore sans cesse. La qualité des orchestres n’a jamais été aussi bonne qu’actuellement. Et malgré cela, le public nous fait défaut. Nous constatons, que les traditions, qui nous ont transmis la musique depuis des centaines d’années, se meurent. Dans les écoles, l’enseignement de la musique est réduit au strict minimum, ce qui est très regrettable. Sans les décisions importantes qui s’imposent, nous perdrons tout simplement notre public pour écouter le fruit de notre travail.

La musique est une partie indispensable de notre culture et absolument nécessaire. J’appelle à tous ceux qui ont la possibilité d’agir. Je demande instamment aux responsables politiques de faire leur possible pour soutenir et promouvoir cette culture. Ils n’ont pas le droit d’enlever la musique aux hommes ! Au contraire, c’est à eux de faire en sorte que les concerts retrouvent leur public et qu’ils soient retransmis à la radio ainsi qu’à la télévision. Ces médias qui jouent un rôle tellement important de nos jours.

Merci infiniment pour cet entretien et beaucoup de succès pour la suite de votre travail !
Cette interview du 27 octobre 2009 était accordée à Michaela Preiner

Traduit de l’allemand par Andrea Isker

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