Ich bin auf der falschen Seite der Grenze geboren

„La Linea – Der Traum vom besseren Leben“ erzählt im Dschungel Wien eine Geschichte von Flüchtlingskindern. Dabei gelingt es, die sonst oft nur nackten Zahlen über Millionen von Emigranten mit Schicksalen zu verknüpfen, die berühren.

Die Autorin des Textes, Ann Jaramillo, ist nahe am Geschehen. Verheiratet mit einem Mexikaner, gibt sie Englischunterricht für Migrantenkinder in Californien und weiß, wovon sie schreibt. Miguel und Elena sind Geschwister. 15 und 13 Jahre sind sie alt. Sieben Jahre ist es her, dass ihre Eltern sie bei ihrer Großmutter zurückgelassen haben. In Mexiko, in einem kleinen Dorf, das vom Austrocknen bedroht ist.

„La Linea – Der Traum vom besseren Leben“ erzählt die Geschichte der beiden Jugendlichen. KILLA – die Kultur/Nah/Versorger setzten sie im Dschungel in Szene. Es ist eine Geschichte, die von Flucht handelt. Und vom Traum, in den USA ein besseres Leben beginnen zu können. Dort, wo die Eltern sind und auf darauf warten, dass sie ihre Kinder zu sich holen können.

Der Plan, einen Schlepper einzusetzen, der sie über die grüne Grenze bringt, ist zwar gut vorbereitet, dennoch erleben die beiden auf ihrer Reise in den Norden lebensgefährliche Aktionen. Sie werden nachts überfallen, haben Glück, eine Reise auf dem Güterzug „la bestia“ gesund zu überstehen. Sie schließen sich einem Mann an, der ebenfalls ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten will und sie müssen zwei Tage und zwei Nächte durch die Wüste wandern.

Markus Emil Felkel setzt in seiner Regie auf klare Strukturen. Musik dort, wo es um besonders emotionale Momente geht, wie beim Abschiedsfest von der Großmutter. Eine expressive Lichtregie, eine klare Erzählstruktur von Miguel und ein hohes Tempo, was für die Mehrfachrollen von Deniz Baser und Pilar Aguilera eine wahre Herausforderung darstellt. Stefanie Darnesa in der Rolle der Elena und Benjamin Plautz als Miguel sind ein Geschwisterpaar, wie Millionen andere auch. Sie lieben und sie hassen sich und bleiben doch mit ihrer Geschichte eng aneinandergeknüpft. Vanessa Achilles-Broutin arbeitet im Bühnenbild mit großen Projektionen von Standbildern einerseits und zwei rollbaren Kleiderständern, behängt mit einer Unmenge an Klamotten. Ein kleiner Bühnenrollwagen – mehr braucht das Ensemble nicht, um die unterschiedlichen Locations glaubhaft darstellen zu können.

„Ich bin nur auf der falschen Seite der Grenze geboren“, sagt Miguel an einer Stelle und weist mit diesem einfachen Satz auf jene Problematik hin, die Millionen von Menschen weltweit betrifft. Im Moment ganz besonders auch solche, die aus dem Nahen Osten nach Europa fliehen müssen. Schon allein aus diesem Grund brennt das Thema von „La Linea“ unter den Nägeln.

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