Liebe macht blind – und dumm

Amour fou – der Titel verkündet bereits, worum es im Stück des Wiener Maskentheaterensembles Scaramouche geht: Um eine verrückte Liebe.

amour fou - Kosmostheater Wien -

Scaramouche mit Amour fou im Kosmostheater Wien (Foto: (c)Patricia Weisskirchner)

Abseits der großen Produktionen, welche anlässlich der Wiener Festwochen stattfinden, bietet das KosmosTheater noch bis zum 16.6. eine intime Inszenierung eines 4-Personenstückes an. Darin wird dem Publikum – wie einst in den Komödien von Molière – allzu Menschliches präsentiert, das durch das Gefühl von Liebe bei drei älteren Herren ausgelöst wird.

Die Namen- jedoch keineswegs Charakterlosen, die sich schon nach wenigen Minuten als Pedant, Chaot und Schöngeist zu erkennen geben, werden wie durch die Zauberkraft eines verhexten Teppiches von ihrer neuen Bürokollegin in den Bann gezogen und machen ihr, nach anfänglichen Eingewöhnungsschwierigkeiten, allerhand Avancen. Nur mit größter Mühe und Standhaftigkeit kann sie sich der Drollereien der liebestoll Gewordenen erwehren. Bis sie jedoch zum Schluss das Büro übernimmt, hat sie allerhand Verhaltensweisen ihrer Kollegen zu ertragen, die ihr unerklärlich erscheinen. Schon bald sind sich die ehemaligen, wohlgesonnenen Kollegen spinnefeind und versuchen sich gegenseitig nicht nur bei ihren Annäherungsversuchen zu behindern, sondern scheuen auch nicht davor zurück, handgreiflich zu werden.

Dass das Geschehen ohne gesprochenen Text auskommt, verdankt die Inszenierung den treffenden Masken von Martin Schwanda, der auch für die Idee und stimmige Regie verantwortlich zeichnet. Die drei Bürokollegen, die gemeinsam am Ende jedes Arbeitstages ihre noch zu verbleibenden Tage vor ihrer Pensionierung aus dem Kalender streichen, erleben eine Hochschaubahn der Gefühle. Das Zerplatzen ihrer Liebesträume verkraften sie schließlich gemeinsam und verlassen das Geschehen zwar verändert – aber ohne erkennbare Bitterkeit.

Das Publikum wird Zeuge, wie die drei bis dahin ruhigen Herren aufgrund ihrer hormonellen Liebesstöße einen zweiten Frühling erleben in welchem zwar ihr Herz weit, der Verstand aber ganz klein wird. Und so darf man über die Verwandlung des Gesundheitsschlapfenträgers in einen Nike-Konsumenten lachen, sich auf die Schenkel klopfen, wenn der Western-Freak davon träumt, mit seiner jungen Frau über die Prairie zu voltigieren und der akkurate Schreibmaschinenschreiber beim Anblick seiner Kollegin außer Rand und Band gerät und in erotische Träume eintaucht.

Die nonverbale Kommunikation wird durch die Musik von Klaus Karlbauer unterstützt, der alle Register zieht, um das seelische Geschehen der Beteiligten adäquat akustisch zu verdeutlichen. Ein wenig Commedia dell´arte, ein wenig Pantomime, gewürzt mit einer Prise Slapstick – das ist das Erfolgsrezept dieser Inszenierung. Die unter den Masken Agierenden – Florentina Kubizek, Anne Wiederhold, Peter Bocek sowie Martin Schwanda zeichnen für einen Theaterabend verantwortlich, in dem aufmerksames Zusehen gefordert ist. Eine wohltuende Theaterentschleunigung, die ohne aufsehenerregende technische Hilfsmittel auskommt – und dennoch bestens funktioniert.

Dass die junge Frau am Ende aufgrund ihres fachlichen Wissens und der Beherrschung eines Computers gleich alle drei Kollegen ersetzt, kann als wohltuender Fingerzeig gewertet werden. Als Hinweis, dass Frauen in ihrem Arbeitsumfeld nicht als Auslöserinnen hormoneller Entgleisungen angesehen, sondern als Menschen geschätzt werden möchten, die ihren Beruf aufgrund ihrer Kenntnisse und Fähigkeiten ausüben.

Amour fou – der Titel verkündet bereits, worum es im Stück des Wiener Maskentheaterensembles Scaramouche geht: Um eine verrückte Liebe.

amour fou - Kosmostheater Wien -

Scaramouche mit Amour fou im Kosmostheater Wien (Foto: (c)Patricia Weisskirchner)

Abseits der großen Produktionen, welche anlässlich der Wiener Festwochen stattfinden, bietet das KosmosTheater noch bis zum 16.6. eine intime Inszenierung eines 4-Personenstückes an. Darin wird dem Publikum – wie einst in den Komödien von Molière – allzu Menschliches präsentiert, das durch das Gefühl von Liebe bei drei älteren Herren ausgelöst wird.

Die Namen- jedoch keineswegs Charakterlosen, die sich schon nach wenigen Minuten als Pedant, Chaot und Schöngeist zu erkennen geben, werden wie durch die Zauberkraft eines verhexten Teppiches von ihrer neuen Bürokollegin in den Bann gezogen und machen ihr, nach anfänglichen Eingewöhnungsschwierigkeiten, allerhand Avancen. Nur mit größter Mühe und Standhaftigkeit kann sie sich der Drollereien der liebestoll Gewordenen erwehren. Bis sie jedoch zum Schluss das Büro übernimmt, hat sie allerhand Verhaltensweisen ihrer Kollegen zu ertragen, die ihr unerklärlich erscheinen. Schon bald sind sich die ehemaligen, wohlgesonnenen Kollegen spinnefeind und versuchen sich gegenseitig nicht nur bei ihren Annäherungsversuchen zu behindern, sondern scheuen auch nicht davor zurück, handgreiflich zu werden.

Dass das Geschehen ohne gesprochenen Text auskommt, verdankt die Inszenierung den treffenden Masken von Martin Schwanda, der auch für die Idee und stimmige Regie verantwortlich zeichnet. Die drei Bürokollegen, die gemeinsam am Ende jedes Arbeitstages ihre noch zu verbleibenden Tage vor ihrer Pensionierung aus dem Kalender streichen, erleben eine Hochschaubahn der Gefühle. Das Zerplatzen ihrer Liebesträume verkraften sie schließlich gemeinsam und verlassen das Geschehen zwar verändert – aber ohne erkennbare Bitterkeit.

Das Publikum wird Zeuge, wie die drei bis dahin ruhigen Herren aufgrund ihrer hormonellen Liebesstöße einen zweiten Frühling erleben in welchem zwar ihr Herz weit, der Verstand aber ganz klein wird. Und so darf man über die Verwandlung des Gesundheitsschlapfenträgers in einen Nike-Konsumenten lachen, sich auf die Schenkel klopfen, wenn der Western-Freak davon träumt, mit seiner jungen Frau über die Prairie zu voltigieren und der akkurate Schreibmaschinenschreiber beim Anblick seiner Kollegin außer Rand und Band gerät und in erotische Träume eintaucht.

Die nonverbale Kommunikation wird durch die Musik von Klaus Karlbauer unterstützt, der alle Register zieht, um das seelische Geschehen der Beteiligten adäquat akustisch zu verdeutlichen. Ein wenig Commedia dell´arte, ein wenig Pantomime, gewürzt mit einer Prise Slapstick – das ist das Erfolgsrezept dieser Inszenierung. Die unter den Masken Agierenden – Florentina Kubizek, Anne Wiederhold, Peter Bocek sowie Martin Schwanda zeichnen für einen Theaterabend verantwortlich, in dem aufmerksames Zusehen gefordert ist. Eine wohltuende Theaterentschleunigung, die ohne aufsehenerregende technische Hilfsmittel auskommt – und dennoch bestens funktioniert.

Dass die junge Frau am Ende aufgrund ihres fachlichen Wissens und der Beherrschung eines Computers gleich alle drei Kollegen ersetzt, kann als wohltuender Fingerzeig gewertet werden. Als Hinweis, dass Frauen in ihrem Arbeitsumfeld nicht als Auslöserinnen hormoneller Entgleisungen angesehen, sondern als Menschen geschätzt werden möchten, die ihren Beruf aufgrund ihrer Kenntnisse und Fähigkeiten ausüben.

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