Advent im Dschungel – Musik und Action

Weihnachtsvorbereitungen sind meist mit Hektik verbunden. Die Stadt mit ihren vielen Lichtern und kleinen Weihnachtsständen ist zwar schön, aber mit Kindern an der Hand kann sie das Nervenkostüm schon einmal gehörig strapazieren. Wer sich da einmal eine Stunde ausklinken und sich und seinem Nachwuchs etwas Gutes tun möchte, der kann dies im Advent im Dschungel tun.

Für die ganz Kleinen (2+) lädt „Mama singt Geschenke“ zu einer musikalischen Stunde ein. Eine Auszeit, die Balsam für die Ohren der Großen bedeutet und wahrscheinlich ganz neue Klangerlebnisse für die Kleinen bietet. Denn Marie-Christiane Nishimwe erzählt keine Geschichte, sondern sie singt sich durch ihren Alltag. Und der hat es in sich. Eine kleine, kuschelige Wohnung mit einem großen Schminkspiegel, vielen Koffern und einer wunderbaren Badewanne – mehr braucht sie nicht, um sich wohl zu fühlen.  Die junge Sängerin bringt kein Wort über ihre Lippen, dafür singt sie mit Leidenschaft. Ob eine Vivaldi-Koloraturarie, ob aus Bizets Carmen, ob Edith Piafs „No je ne regrette rien“ oder ein Lied von Atahualpa Yupanqui – Nishimwe zeigt, wie vielfältig ihr Repertoire ist. Dass es den Kleinen dabei nicht langweilig wird, dafür sorgt die Regie von Stephan Rabl.


Ein Duschkopf bekommt ein Eigenleben, ein Schaumbad wird zum Erlebnis-Spa, ein kleiner Koffer rastet aus und Styroporköpfe wachsen nacheinander aus Schubladen. Die 26-Jährige Sopranistin stammt aus Ruanda und studierte in Wien Gesang. Ihre unglaublich fröhliche und positive Ausstrahlung schwappt rasch auf das Publikum über. „Mama singt Geschenke“ hat zwar einen enigmatischen Titel, der sich tatsächlich nicht enträtseln lässt, davon aber abgesehen ist es eine musikalische Revue, bei der man vielleicht auch einen zukünftigen Star von der Nähe kennenlernen kann.

 

Die zweite Empfehlung, allerdings erst für Kinder ab 6 ist „Peter Pan“.

Die allseits bekannte Geschichte um jenen Jungen aus dem Nimmerland, der nicht und nicht erwachsen werden will, wartet mit einem tollen Ensemble auf. Einige Darstellerinnen und Darsteller sind in Mehrfachbesetzungen zu sehen, die von den Kindern wahrscheinlich gar nicht wahrgenommen werden, so fein schlüpfen sie in die unterschiedlichen Rollen. Die Regisseurin Julia Burger setzt nicht auf ein großes Bühnenbild mit grellen Kostümen, sondern vielmehr auf ein pralles Spiel und Phantasie beim Zuschauen. Da wird der Weg ins Heim der Lost Boys (Viviane Podlich und Rino Indiono) zur Kletter- und Fahrstuhlpartie ohne Requisiten und auch die Insel selbst und das Schiff, mit dem Hook unterwegs ist, gibt es nur in der eigenen Vorstellung. Aber der bunte Sternenhimmel, der nach der ersten Szene sichtbar wird, entlockt dem jungen Publikum ein bewunderndes „wow!“ Geschickt schweben vor ihm Peter (Sven Kaschte in schwarz-silbernem Overall) und Wendy (Mira Tscherne) an dicken Gummigurten durch die Lüfte.

Schön eingebaut sind die musikalischen Szenen und die Tanzeinlagen, die sich ganz organisch einfügen. Ein klein wenig runder könnten manche Szenenwechsel gestaltet sein. Dass die Emotionen auch wirklich überschwappen, hört man, wenn zum großen Showdown auf den Rängen getrampelt wird, was das Zeug hält. Oder unisono mit den Zungen geschnalzt, als es gilt, das Krokodil anzukündigen, das Kapitän Hook an den Kragen will. Zuvor jedoch muss Glöckchen – einfach hinreißend und umwerfend von Steffie Jöris gespielt – noch durch alle emotionalen Hoch und Tiefs durch, die eine Freundschaft mit Peter so mit sich bringt. Wie nebenbei lernt man, dass man Freunde ruhig auch teilen kann. Jörris nonverbales Spiel mit ihren ungestümen Bewegungen bezaubern nicht nur vom ersten Augenblick, sondern bringen auch viele Lacher mit sich. Maartje Pasman wiederum beeindruckt vor allem als kämpfender Hook, der nicht nur auf der Bühne mit seiner Hakenhand bedrohlich aussieht, sondern sich mit Peter Pan auch auf der Treppe im Zuschauerraum ein Gefecht liefert.

Eine Interpretation, die vor allem auf viel Live-Action setzt. Spielekonsolen können da wohl kaum mithalten.

Weitere Informationen auf der Internetseite des Dschungel Wien.

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