Es kann ja nicht jeder denselben Geschmack haben

„Zwischen Rosarot und Himmelblau“ ist genug Platz für viele andere Farben. Christina Rauchbauer zeigt im Dschungel mit drei Tänzerinnen, dass Mädchen und Buben eine große, gemeinsame Schnittmenge haben.

Das Licht geht aus und es beginnt leicht zu grollen. Theaternebel steigt auf, ein kleiner Glasfelsen öffnet sich und heraus rollt langsam, ganz langsam eine Menschenkugel über den Boden. Sunia Asbach, Lisbeth Bitto und Simone Kühle stecken in cremefarbigen Overalls. Ihre Haare sind streng zurückgekämmt, auf ihren Köpfen sind kleine, weiße Zylinder angebracht. Das Gesicht, halb weiß geschminkt, lässt erkennen, hier handelt es sich um Außerirdische. Die drei Ifos unternehmen eine Reise auf die Erde, um mehr von ihr und den Menschen zu erfahren.

Bald schon marschieren sie über die Bühne und sammeln sich immer wieder unter einem Lichtkegel, um Informationen von ihrem Mutterstern zu empfangen. Sandra Hanschitz schuf mit einzelnen „Bausteinen“ aus Plexiglas ein variables Equipment, das zu einer Häuserzeile, einem Hochhaus, aber auch zu den Worten Mädchen und Buben zusammengesetzt werden kann. Eine sehr einfühlsame Lichtführung erfreut das junge Publikum und erstaunt es von ein zum anderen Mal aufs Neue. Die Choreografie, die Anleihen an viele große Vorbilder des zeitgenössischen Tanzes nimmt, lebt nicht von Effekthascherei. Vielmehr gehen die Bewegungselemente wie ein ruhiger Fluss beständig ineinander über, bieten aber zwischendurch immer wieder auch überraschende Bilder.

Der Text, der via Lautsprecher eingespielt wird, stammt aus einem Rechercheprojekt, zu dem Kinder viele Originalzitate beigesteuert haben. Diese sind – zumindest im Bühnenbereich, auf dem links und rechts auch Sitze angebracht sind – leider schwer zu verstehen. Die Grundaussage des Stückes ist, dass Mädchen und Buben die Dinge machen sollten, die sie gerne machen. Ganz unabhängig davon, ob diese geschlechtsspezifisch konnotiert sind. Diese Botschaft wird vor allem im letzten Drittel der Vorstellung deutlich. „Mädchen!“, „Buben!“, rufen die Kinder laut, als sie erkennen, was die Tänzerinnen gerade imitieren. Beim Rasieren ist dies eindeutig, aber beim Videospielen schon nicht mehr so. Die Szene, in welcher beständig zwischen einem Baseball-Spiel und klassischem Ballett gewechselt wird, ist choreografisch besonders gut gelungen.

Fünfjährige werden wahrscheinlich mit den vielen Fremdworten, die im Text vorkommen, wenig anfangen können. Das Geschehen auf der Bühne macht dieses Manko aber wett. „Es kann ja nicht jeder denselben Geschmack haben“, hört man an einer Stelle ein kleines Mädchen sagen. Eine weise Erkenntnis von einem Dreikäsehoch, die sich viele Erwachsene nicht eingestehen können.

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