Literaten und Theaterleute haben eine pathologische Angst vor Naturwissenschaften
01. April 2014
Im März kamen auf der Studiobühne des Max Reinhardt Seminars zwei Stücke zur Aufführung, die im Sommer zuvor bereits in Reichenau anlässlich der Internationalen Sommerakademie der mdw gezeigt worden waren. „Phallstricke“, so der Titel des einen und „Ego“, so der des zweiten Werkes – beide aus der Feder des Autors Carl Djerassi. Erarbeitet wurden sie […]
Michaela Preiner
Portrait des Autors und Chemikers Carl Djerassi
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Im März kamen auf der Studiobühne des Max Reinhardt Seminars zwei Stücke zur Aufführung, die im Sommer zuvor bereits in Reichenau anlässlich der Internationalen Sommerakademie der mdw gezeigt worden waren. „Phallstricke“, so der Titel des einen und „Ego“, so der des zweiten Werkes – beide aus der Feder des Autors Carl Djerassi. Erarbeitet wurden sie von Studierenden des Institutes für Gesang und Musiktheater in Zusammenarbeit mit dem Max Reinhardt Seminar. Der Autor, ein in den Naturwissenschaften hoch dekorierte Herr, dessen Familie jüdischen Ursprungs einst aus Österreich vertrieben worden war, lebt seit fünf Jahren zeitweise wieder in Wien. Wobei diese Stadt seine Anwesenheit mit London und San Franzisco abwechselnd teilen muss. Ein Vielflieger, ein Workaholic und – wie er sich selbst betitelt ein „intelektueller Polygamist“ ist dieser Mann, der in den letzten 28 Jahren insgesamt 261 literarische Werke verfasste. 9 davon für die Bühne. Und dennoch ist er im deutschsprachigen Raum nur für seine chemischen Leistungen aber nicht für sein schriftstellerisches Werk wirklich bekannt. Warum dies so ist, ob sich das ändern lässt und warum die Theaterstücke Djerassis dem Publikum ans Herz zu legen sind – über all diese Fragen gab der Autor bei einem Frühstück in einem Wiener Café charmantest Auskunft.

Würfelfoto von Carl Djerassi

Carl Djerassi (Foto: Karen Ostertag)

Herr Djerassi, was sagen Sie zu den beiden Aufführungen, die in Wien derzeit gezeigt werden? Gefallen sie Ihnen?

Sie gefallen mir sehr. Ich habe sie ja schon im Vorjahr in Reichenau sehen können wobei ich feststellen muss, dass der Schluss von „Ego“ der schon in Reichenau abweichend von meinem Text gespielt wurde, hier abermals verändert wurde. Die „Phallstricke“ sind mir persönlich das wichtigere Stück, da ich es ja explizit für Österreich geschrieben habe. Und ich war sehr enttäuscht, dass es bislang von keiner großen deutschsprachigen Bühne aufgeführt wurde. Bisher wurde es ja schon in drei Sprachen übersetzt und in London, New York und Portugal aufgeführt , aber ich freue mich dennoch, dass es zumindest nun in Wien in der Neuen Studiobühne gezeigt wird. Interessant dabei ist, dass der Text extrem gekürzt werden musste – über 50% sind den Strichen zum Opfer gefallen – aber dass die Aussage dennoch klar und deutlich geblieben ist. In meinem Buch geht es ja um die ursprünglich vermeintlich römische Bronzestatue des Jünglings vom Magdalensberg. Allerdings kommt diese Statue im Buch nur als Idee vor. In der Theaterversion, die die junge Regisseurin Lucia Dedic gestaltete, ist die Skulptur jedoch auf der Bühne vorhanden. Nicht als Jüngling, sondern als junge Frau, die auch noch dazu singt. Das finde ich wirklich wunderbar. Das Thema des Stückes ist das „Sich-Verlieben“ in eine bestimmte wissenschaftliche These, die man für so schön befindet, dass man alles, was nicht dazu passt, einfach ausblendet. Wobei das Attribut „schön“ in der Naturwissenschaft etwas anderes bedeutet als in der Kunst. Sowohl der Chemiker Rex als auch Regina, die Kunsthistorikerin, tappen in diese Falle.

Das versöhnliche Ende, in dem sich die beiden ihre Schuld eingestehen, wissenschaftlich nicht korrekt gearbeitet zu haben und Regina den Naturwissenschafter doch noch für die Schönheit des Kunstwerkes begeistern kann – ist das eine Anspielung auf Sie selbst? Auf die beiden Zugänge, die Sie sowohl als Wissenschafter in der Chemie als auch als ehemaliger Sammler und Autor für die Kunst in sich vereinen?

Ja klar ist es das. Ich habe im Laufe der Zeit, oft erst nach Jahren, nachdem ich ein Buch geschrieben habe, bemerkt, dass ein jedes von ihnen autobiographische Züge trägt. Interessant war auch, wie Kai Anne Schumacher das Stück Ego verändert hat. Ein solcher Eingriff wäre im angelsächsischen Raum nicht möglich, denn das greift zu stark in die Urheberrechte des Autors ein. Eine jede Änderung muss mit dem Autor abgesprochen und genehmigt werden. Dieses Stück wurde aber schon mehrfach verändert. In Wien spielen drei Charaktere ergänzt durch ein Quartett von Musikern, in einer anderen Inszenierung in Jerusalem kamen zu den drei Figuren aus meiner Theaterversion noch drei weitere dazu. Mich stört das aber nicht, da ja jeder, der will, die Originalgeschichte in meinem Buch nachlesen kann. Ich schreibe nämlich eigentlich immer umgekehrt – zuerst kommt das Theaterstück als Buch heraus, dann wird erst die Bühnenfassung gemacht. Allerdings ist es so, dass man zwar gewöhnt ist, klassische Bühnenwerke zu lesen, wie zum Beispiel den Faust oder den Wallenstein. Die Bücher von diesen Werken und vielen anderen, die auf der Bühne gespielt werden, wurden oft erst nach der Bühnenversion verfasst, aber bei modernen Stücken ist das selten der Fall. Das Hauptthema in Ego ist die Obsession einer Person, konkret des Schriftstellers. Er möchte unbedingt wissen, wie im Falle seines Todes seine Nachrufe aussehen werden. Dieses Thema ist für mich persönlich ja auch sehr wichtig.

Es gibt einige Prominente, die entweder zu früh für tot erklärt worden waren oder aber selber das Gerücht ihres Todes verbreiteten wie in Österreich zum Beispiel der Pianist Friedrich Gulda im Jahr 1999. Kennen Sie diesen Fall?

Nein, davon habe ich nichts gehört. Ich kenne die falsche Todesmeldung über Hemingway nach einem Flugzeugabsturz und jene von Agatha Christie, die sich an ihrem Mann rächen wollte und sich eine Woche lang in einem Hotelzimmer versteckt hielt. Allerdings hatte sie dann keine gute Idee, wie sie sich wieder ins Leben zurückbringen konnte.

Sie haben als Erfinder der Pille weltweite Bekanntheit erlangt, sind nun aber schon 28 Jahre als Autor tätig. Warum nimmt man Sie nach wie vor als Schriftsteller nicht so wahr wie Sie es sich wünschen würden? Ist das auf das Schubladendenken der Menschen zurückzuführen?

Ja, einerseits ist es tatsächlich dieses Schubladendenken, das man ja überall im Leben vorfindet. Was meine chemischen Entdeckungen anlangt, so werde ich auch ausschließlich auf die Entdeckung zur Entwicklung der Pille reduziert obwohl ich diese schon mit 28 Jahren machte. Bis zu meinem 70. Lebensjahr habe ich aber über eintausend wissenschaftliche Artikel geschrieben, die teilweise ganz andere Forschungsinhalte betrafen, aber darüber redet außer Chemikern niemand. Andererseits sitze ich tatsächlich zwischen zwei Stühlen. Ich kenne auch keine anderen Chemiker, die auch Theaterautoren sind. Mediziner wiederum gab es, die schrieben – wie Schnitzler und Tschechow. Der Unterschied zwischen mir und ihnen ist aber, dass sich Mediziner mit dem Menschen beschäftigen, Chemiker aber mit Molekülen. Dazu kommt, dass die meisten Chemiker eigentlich außer Fachliteratur nichts anderes lesen. Und Theater bedeutet für die meisten Menschen Spiel. Da heißt es dann also: „Der Djerassi spielt ja nur so herum. Warum verbringt der nicht seine Zeit mit seriösen Sachen?“ Ich habe in meinem ersten Roman „Cantors Dilemma“ zwanzig lebende Chemiker angeführt, mit deren richtigen Namen, die als Nebenfiguren darin vorkommen. Die Hälfte davon weiß das aber bis heute noch nicht, weil sie sich auch gar nicht dafür interessieren was da ein Kollege von ihnen literarisch schreibt. Andererseits wieder haben Literaten und Theaterleute eine pathologische Angst vor Naturwissenschaften. Bis vor Kurzem gab es auch nur wenige Werke, die sich mit Naturwissenschafter auseinandersetzen. „Das Leben des Galilei“ von Brecht und „Die Physiker“ von Dürrenmatt, das ist alles, was auf die deutschen Bühnen kommt. Die Kulturschaffenden haben Angst davor, dass die Technologie und die Wissenschaft die Welt übernehmen, was ich auch verstehen kann. Und jetzt kommt noch dazu einer von diesen Naturwissenschaftern und will das Theater auch noch. Das wird von ihnen niemals angenommen.

Wie sahen Ihre Kontaktaufnahmen zur Theaterszene in Österreich bisher aus?

Ich habe zum Beispiel die „Phallstricke“ an das Burgtheater geschickt da ich es ja extra für Österreich geschrieben habe. Ich wollte sozusagen meine Hand ausstrecken als versöhnliche Geste für das Unrecht, das mir zugestoßen war. Aber es kam nichts zurück. Keine Absage, keine Information, dass man das Stück im Moment nicht spielen könne oder etwas Ähnliches. Das irritierte mich sehr, denn das ist eigentlich ein Affront. Dass man es scheinbar nicht einmal gelesen hat, das hat mich wirklich getroffen. Die Regisseurin Isabella Gregor hat es dann direkt im Kunsthistorischen Museum vor dem Original des Jünglings in einer dramatischen Lesung aufgeführt was wirklich sehr schön war. Der damalige Direktor des KHM, Seipel, hat sogar mitgespielt – aber es wurde von der Presse überhaupt nicht erwähnt. Von anderer Seite her wurde mir gesagt, dass das Publikum Stücke wie meine nicht sehen wollte. Was ich auch nicht verstehe. Umgekehrt ist es aber so, dass einer meiner Lieblingsautoren, der in London sehr viel gespielt wird, Tom Stoppard, in Wien kaum gespielt wird. Wenn in London angekündigt wird, dass ein neues Stoppard Stück aufgeführt wird, ist es bis zum Ende der Saison sofort ausverkauft. Hier in Wien aber gab es, soweit ich weiß, erst einmal eine Aufführung von ihm. Auf meine Frage, warum das so sei wurde ich belehrt, dass man Thomas Bernhard in London auch nicht spielen würde und dass der Unterschied der Akzeptanz von Stücken zwischen England und Europa ein Kultureller wäre. Ich kann mir aber vorstellen, dass mein Stück „Vorspiel“, das ich 2011 geschrieben habe, ideal für das Theater Nestroyhof Hamakom wäre. Ein Stück das nun im Mai in London seine Weltpremiere erleben wird. Die Figuren darin sind alle bekannte jüdische Europäer und das Interessante daran ist, dass ich dieses Buch zugleich an drei verschiedene literarische und nicht Theaterverlage sandte. Das macht man normalerweise nicht, aber ich habe es einmal für Spanien, dann für den englischen und den deutschen Sprachraum an Verlage in unterschiedlichen Ländern geschickt – und alle drei haben beinahe zeitgleich zugesagt, sodass es zugleich in drei Sprachen als Buch im Jahr 2011 erscheinen konnte. Mit dem Hamakom verbindet mich, dass ich als Kind und Jugendlicher dort ins Kino ging, das damals in den Räumen des jetzigen Theaters installiert war. Ich wuchs ja in jenem Haus auf, das dort stand, wo jetzt der Uniqua-Tower steht, also ganz nah am Hamakom. Zeit ist in meinem Alter jedoch das Wichtigste. Und ich musste erkennen, dass meine Bemühungen in Österreich gespielt zu werden, nicht in Erfüllung gingen. Eigentlich habe ich es hier in Österreich mehr oder weniger aufgegeben, vor allem auch, da ich in dieser Theaterszene hier nicht verankert bin und keine guten Kontakte habe obwohl meine Stücke schon in 20 Sprachen übersetzt sind.

Sind ihre für die Bühne geschriebenen Stücke nicht auch für den Film interessant?

Viele meiner Stücke wurden mehrfach als Hörspiele aufgeführt, auch im ORF. Ich gehe aber sehr selten ins Kino und sehe auch nicht fern deshalb habe ich da keinerlei Erfahrung. Beim Theater kenne ich mich aber sehr gut aus da ich auch leidenschaftlicher Theatergänger bin und sehr viel gesehen habe. Da weiß ich, wie das funktioniert. Denzel Washington war einmal als Schauspieler im Gespräch für die Filmversion meines Romans Cantors Dilemma. Er sollte darin die Hauptrolle spielen. Aber dann hat ein Drehbuchautor ein schreckliches Drehbuch daraus gemacht das weder mir noch dem Filmstudio gefallen hat. Dann hat man es ein zweites Mal versucht, aber auch das gelangt nicht. Jedes Mal aber habe ich für die Option, daraus einen Film zu machen, verdient, obwohl gar nichts daraus geworden ist.

In Phallstricke lassen sie die Hauptfiguren über die Notwendigkeit von Kunst philosophieren. Glauben Sie, dass Kunst tatsächlich unerlässlich ist?

Nein, Kunst ist nicht unerlässlich aber sie sollte unerlässlich sein. Das hat aber auch viel mit den derzeitigen tatsächlichen Arbeitsbedingungen zu tun. Ich habe erst unlängst in der N.Y. Times einen Artikel über die unterschiedliche Freizeit in den Ländern auf der Welt gelesen. Am schlimmsten ist es in China, da arbeiten die Menschen ja 7 Tage die Woche ununterbrochen. Dann kommt aber schon Amerika, wo sie nur 1 Woche geregelten Urlaub haben und die Leute sogar zu wenig Zeit zum Schlafen haben. In Österreich und Deutschland hat man hingegen die meisten Ferien. Wenn hier wieder einmal ein Feiertag ist frage ich immer nur: „Wo ist die Maria heute?“ Es gibt ja so viele Marienfeiertage – einmal steigt sie in den Himmel, einmal kommt sie von dort herab, einmal ist sie irgendwo dazwischen – das amüsiert mich richtig. Aber Fakt ist, dass die Menschen hier viel mehr Freizeit haben und in dieser Zeit zumindest lesen können. Von meinen rund 20 Kollegen am chemischen Institut in Stanford gehen maximal 3 von ihnen ins Museum. Alle anderen kommen ganz gut ohne Kunst aus. Dann kommt noch dazu, dass es für die Frauen immer noch die drei Ks gibt. Zwar nicht mehr Kirche, Kinder und Küche dafür jetzt aber Karriere, ein oder maximal zwei Kinder und Küche. Daran hat sich leider nichts geändert. Frauen, die gut ausgebildet sind, möchten auch Karriere machen und gute Jobs in leitenden Positionen innehaben. Zugleich aber sollen sie sich auch noch um die Kinder kümmern. Da fehlt einfach die Zeit. Und dann glaube ich auch, dass es etwas mit der Bildung auf diesem Gebiet zu tun hat. Zu meinem 80. Geburtstag hat mich Eberhard Büssem in die Volksschule am Czerninplatz gebracht in der ich Anfang der 30er Jahre ein Schüler war. Büssem hat einen Film über mich gedreht und mich ein Jahr lang begleitet. Der Ausflug in die Schule war eine Überraschung. Dort habe ich dann erlebt, dass jedes Jahr ein anderer Künstler im Mittelpunkt des Unterrichtes steht. In jenem Jahr war es Paul Klee, mein Lieblingskünstler. Alles war voll mit Bildern von den Kindern und ich bekam sogar von der ersten und zweiten Klasse eine Torte mit einem Kleemotiv oben drauf. Am nächsten Tag besuchte ich die Albertina. Ich war in ein Gespräch mit Klaus Albrecht Schröder vertieft, als plötzlich diese Kinder mit ihrer Lehrerin an mir vorbeimarschierten mich dabei freudigst begrüßten. So eine geniale Auseinandersetzung mit der Kunst finde ich wunderbar. Ich denke, dass so etwas auch prägend ist.

Weil wir gerade über Paul Klee gesprochen haben. Warum sammelten Sie ausgerechnet diesen Künstler so intensiv? Wie ist es dazu gekommen?

Ich habe nicht mit Klee begonnen Kunst zu sammeln. Am Anfang stand präkolumbianische Kunst. Das war zu einer Zeit, als man diese noch ausführen durfte. Dann, in den 60er Jahren, begannen mich Künstler mit Mehrfachbegabungen zu interessieren. Solche, die Bildhauer und Maler waren. Marino Marini, Picasso, Degas. Einer meiner Lieblinge war auch Giacometti. Ich kaufte Kunst, die damals viel Geld gekostet hat, aber heute teilweise vollkommen unerschwinglich geworden ist. Ich habe immer Sachen gesammelt, für die die Künstler nicht bekannt gewesen sind. Klee hat mir schon immer gefallen, aber ich habe ihn nicht gesammelt, weil er nicht in diese Klassifikation gepasst hat. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nichts von seinen Puppen. Meine ersten beiden Blätter habe ich dann anlässlich einer Ausstellung in London erworben.

Am Anfang sammelten sie hauptsächlich die grafischen Arbeiten von Klee. Kam das aufgrund eines besonderen Auges für die Kunst zustande oder aus anderen Gründen?

Was mich interessierte waren jene Werke, die für Klee nicht typisch waren, für die er nicht bekannt war. Ich habe die Bilder auch im Hinblick auf die Ausstellung in einem Museum angekauft, weil mir klar wurde, dass, als ich ca. 150 Arbeiten besaßt, diese den Menschen gezeigt werden müssen. Deshalb ging ich beim Ankauf von einem pädagogisch-didaktischen Ansatz her aus und auch von einem historischen. Ich habe z.B. Werke gekauft, die innerhalb weniger Wochen entstanden sind, die aber so unterschiedlich erscheinen, dass man nicht meinen möchte, dass sie von ein und demselben Künstler stammen.

War Ihnen zum damaligen Zeitpunkt schon bewusst, dass auch Sie eine Doppelbegabung haben? Haben Sie aus diesem Grund die Sammlung in diese Richtung hin aufgebaut?

Nein, überhaupt nicht. Vielleicht war es Intuition. Aber damals habe ich noch nicht geschrieben, war nur als Wissenschafter tätig.

Lassen Sie uns noch einmal auf Ihre Theaterstücke zurückkommen. Was würden Sie sagen, warum sollte man sich diese Stücke ansehen?

Ich schreibe sehr gerne sehr unterschiedliche Stücke. Dabei ist mir zuallererst der Text wichtig, dann, wie sie aufgeführt werden. Mein Stück „Kalkül“ behandelt den Streit zwischen Leibniz und Newton. Da sich das Ganze im 18. Jahrhundert ereignete, war ich bemüht, auch die Sprache dementsprechend einzusetzen. Ich habe, bis auf Füllwörter, jedes einzelne Wort in der Encyclopedia Britannica nachgeschlagen, um sicher zu gehen, dass es zu jener Zeit auch schon verwendet wurde. Darauf bin ich sehr stolz. Die Sprache, die ich für gewöhnlich verwende, kann sich mit jener, die heute oft eingesetzt wird, nicht vergleichen. Bei mir gibt es das so häufig vorkommende Wort f… nicht, ich verstehe aber, warum es in zeitgenössischen Stücken so oft gebraucht wird – es wird ja auch so oft ausgesprochen! Ich würde sagen, meine Stücke sind gut geschrieben und sie sind intelligent. Das ist der Grund, warum man sie sich ansehen sollte. Und wenn man neugierig geworden ist, dann kann man anschließend das Buch kaufen und nachlesen, ob die Inszenierung so war, wie ich das Stück geschrieben habe. Wenn diese Neugier geweckt wurde, dann freue ich mich sehr darüber.

Schreiben Sie an einem neuen Buch?

Nein, ich bin gerade dabei einen Roman zu beenden, der schon zu 99% fertig geschrieben ist.

Worum geht es darin?

Um Sex. Es geht dabei um ein kleines Baby das in einen Autounfall verwickelt wird. Und um die Geschichte dieses späteren jungen Mannes. Um dessen geistige aber auch sexuelle Entwicklung. Mehr will ich aber dazu noch nicht verraten. Das sollten Sie dann schon selbst lesen!

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