von Elisabeth Ritonja | Mai 29, 2017 | Theater
Der Salon5 unter Anna Maria Krassnigg gastiert nun schon im dritten Jahr am Thalhof in Reichenau an der Rax. Mit „Der Fels und die Wellen – Virginia Woolf in ihren eigenen Worten“ präsentierte sich die Tirolerin Petra Gstrein in einem von ihr selbst verfassten Stück.
Petra Gstrein als Virgina Woolf (Foto: Lisa Lesourd)
Dabei geht sie anhand von Briefen und anderen Aufzeichnungen der Autorin der persönlichen Entwicklung dieser Ausnahmeschriftstellerin nach. Die Tatsache, dass Gstrein in der sehr intimen Inszenierung sämtliche Register ihres schauspielerischen Könnens zeigen kann, aber auch ihre physische, große Ähnlichkeit mit Virginia Woolf, geben diesem Stück einen besonderen Kick. Mit einigen wenigen Möbeln – einem Ohrstuhl, einem Hocker, einem Stehpult, einem Tischchen samt Sessel und einem Perserteppich – erzeugt Antoaneta Stereva eine extrem passende Atmosphäre. Die Efeuranken, die sich des Raumes dabei bemächtigen, verweisen gleichzeitig auf die Vergangenheit, in der sich die Geschichte von Virginia Woolf abspielt.
„Ich finde es höchst interessant, wie konsequent die Schriftstellerin ihren Weg gegangen ist“, findet Gstrein, die in ihrer flüssigen Text-Assemblage eine unglaubliche Reifung der hochdekorierten Autorin aufzeigt. Agiert sie zu Beginn noch kühl und abwesend, in keiner Weise für eine Ehe bereit, so zeigt sich ihr wahres Temperament erst in der Zwiesprache mit Vita, ihrer Freundin, mit der sie, neben ihrer Ehe mit Leonard Woolf, eine romantische Affäre verband.
Einfach grandios, wie Gstrein die anfängliche Sanftheit und Schüchternheit gegen einen furiosen Auftritt austauscht, in dem Woolf ihre Freundin der Untreue bezichtigt. Einfach spannend zuzusehen, wie dabei jeder Blick, jede auch noch so kleine Geste am richtigen Fleck sitzt und dabei zugleich die Verletzbarkeit von Woolfs Seele transportiert wird. Wie sich die junge Schauspielerin dabei in Rage redet, mit funkelnden Augen ihr imaginäres Gegenüber beinahe tötet, wie sie versucht, sich mit spöttelnder Intelligenz und geschliffener Sprache gegen eine Verletzung zu wehren, die ihr – im wahrsten Sinne des Wortes – den Boden unter ihren Füßen wegzuziehen droht, all das hat große Klasse. Davon möchte man gerne öfter mehr sehen.
Petra Gstrein erarbeitete ihre Rolle mit Susan Batson, einem amerikanischen Urgestein im Bereich Schauspiel und Ausbildung sowie Giles Foreman, der dem Stück den letzten Regieschliff verpasste. Gstrein bietet diesen Abend auch in Englisch und Französisch an, wobei die deutsche Fassung auch einige englische Passagen enthält.
Der Fels und die Wellen im Thalhof (Foto: Christan Mair)
Filmische Einspielungen zeigen einen Felsen inmitten einer Brandung. Christian Mair hat hier eine schöne Metapher für Woolf gefunden, in der das permanente Fließen ihrer Gefühle, das Sich-Offenbaren und die Drohung, im Gefühlswirrwar doch noch unterzugehen, gleichnishaft visualisiert werden.
Die Volte, die Gstrein am Schluss ihres Soloabends als gealterte Virginia Woolf macht, kommt unerwartet. Eine nach wie vor hoch reflexive, aber abgeklärte Frau, welche die Liebe in vielen Facetten kennenlernte, kehrt in Gedanken an den Ursprung aller Liebesfähigkeit zurück– zu ihrer Mutter. Heftiger Applaus zeigte, dass Petra Gstreins Soloabend beim Publikum extrem gut ankam und damit auch einen gelungenen Auftakt zu den noch kommenden, sommerlichen Kulturveranstaltungen am Thalhof bot.
Weitere Informationen zum breit gefächerten Kulturangebot, das neben weiteren Inszenierungen auch Diskussionsveranstaltungen anbietet, finden sich auf der Homepage vom Salon5.
von Elisabeth Ritonja | Nov 19, 2016 | Theater
Die Frage ist nicht als Intro zu einem Witz aufzufassen, obwohl man bei etwas Nachdenken sicherlich eine treffende Pointe finden würde. Vielmehr vereint die drei Personen, dass sie sich von ihrer Warte aus Gedanken zu Europa gemacht haben. Jenem Europa, das, wie es gerade scheint, derzeit in seinen Grundfesten erschüttert wird.
Anna Maria Krassnigg „Reden“ Salon5 (c) Martin Schwanda
Der Salon 5 auf der „Naturbühne“ des Alten Rathauses
Anna Maria Krassnigg hat sich mit ihrem Format „Reden“ in der „Naturbühne“ – O-Ton Krassnigg – dem Sitzungssaal des Alten Rathauses in der Wipplinger Straße zum Ziel gesetzt, den aktuellen politischen Entwicklungen mit Gedankenfutter entgegenzuhalten. In jenem Saal, in welchem der Wiener Gemeinderat zwischen 1853 und 1885 tagte. Als Gedankenfutter dienen Reden, die berühmte Menschen öffentlich von sich gaben und mit ihnen Einflussnahme auf ihr soziales oder politisches Umfeld nehmen konnten.
Während einer Theatersaison kann man sich einmal pro Monat dem Luxus hingeben, den ausgewählten Reden in der Veranstaltung des Salon5 zu lauschen. Und zusehen kann man auch noch. Nicht filmischen Originaldokumenten, sondern Schauspielern und Schauspielerinnen in Fleisch und Blut, die in die Rolle der jeweils vortragenden Person schlüpfen.
Churchills „Vereinigte Staaten von Europa“
Mit Martin Schwanda als Winston Churchill wurde der Lesereigen im November eröffnet. Interessant dabei zu erfahren, dass es dieser Politiker war, der den Begriff „Vereinigte Staaten von Europa“ prägte. Ausgehend von einem eurozentristischen Weltbild stellte er in seiner „Europa-Rede“, gehalten 1946 an der Universität Zürich, die Neuschöpfung einer europäischen Völkerfamilie in Anlehnung an den Commonwealth als Mittel zur Aussöhnung der durch den zweiten Weltkrieg verwundeten Staaten dar. Dass er dabei die „nationalsozialistischen Querelen als Ursprung des Elends“ benannte, hat keinen Neuigkeitswert, ist aber in Zeiten wie den unsrigen zugleich als abermalige Mahnung für Kommendes zu lesen.
Papst Franziskus und die Mutter Europa
Horst Schily (c) Martin Schwanda
Die Rede von Papst Franziskus bei der Verleihung des Karlspreises im Mai 2016 wurde von Horst Schily – ganz in Weiß – gehalten. Dabei skizzierte er Europa als eine alte Großmutter, wo ihr doch die Rolle einer Frau, die sich um ihre Familie noch aktiv kümmert, viel besser stünde. Solidarität im Handeln, die Fähigkeit zum Dialog, sowie die Rolle der jungen Menschen, die Zugang zum Arbeitsmarkt bekommen müssten, stand im Mittelpunkt seiner Europavision.
Die Erfolgsstory Brexit
Anna Maria Krassnigg las schließlich selbst aus der Rede Theresa Mays vor dem Parteitag der Konservativen vom 22. Oktober 2016. „Wir werden aus dem Brexit eine Erfolgsgeschichte machen!“, konnte man erstaunt hören und auch, dass die Souveränität Großbritanniens mit der Abstimmung nun endgültig sei. Europa spielt in Mays Rede für das Vorankommen der Großmacht, welche „die meisten Nobelpreisträger hervorbrachte“ und deren „Zeitzone für den globalen Handel die günstigste sei“, nur mehr eine untergeordnete Rolle.
Der Gast des Abends, mit dem die Theatermacherin im Anschluss an die Reden diskutierte, skizzierte nicht nur den Privatmann Winston Churchill. Karin Kneissl, Autorin, Energieanalystin und Nahostexpertin, ließ auch mit ihrer Brexit-Analyse aufhorchen. Entgegen der Mainstream-Meinung in den Medien, beurteilt Kneissl den Ausstieg für Großbritannien bei Weitem nicht so negativ. Das Verständnis, eine Weltmacht zu sein und auch so zu agieren, lässt aus einem gewissen Blickwinkel den Brexit eher als europäisches Problem denn als britisches erscheinen.
Das wirklich Großartige am „Reden“-Format ist, dass man nicht nur einen geistreichen, theatralischen Abend verbringen kann, sondern dabei auch noch jede Menge gesellschaftsrelevanten Input erhält.
Übrigens: Wenn Ihnen ein Witz zur Frage im Titel einfällt, freuen wir uns auf die Weitergabe oder Sie hinterlassen diesen in den Kommentaren!
Die nächste Gelegenheit „Reden“ im Alten Rathaus zu genießen, gibt es am 13. Dezember.
von Michaela Preiner | Okt 24, 2016 | Theater
„Die Braut oder Moderne Frauen“, im Sommer beim Salon5 im Thalhof uraufgeführt, erlebte nun seine Wien-Premiere.
Die Bühne des barocken Schlosstheaters von Schönbrunn ist in dämmriges Licht getaucht. In der Mitte stehen vier Sessel und vier Notenständer. Ein übliches Setting für ein Quartett. Das Publikum sitzt aber nicht in den Reihen im Zuschauerraum, sondern direkt auf der Bühne, rund um ein leicht erhöhtes Podium.
Schnitzler als Vordenker der Emanzipation
Ein junger Mann tritt in einem zarten, beigen, zum Teil durchsichtigen Tüllkleid auf. Die Lippen und Augen leicht geschminkt, wirkt er androgyn und zeigt doch zugleich seinen männlichen, behaarten Körper. „Auf einem Maskenball lernte ich sie kennen, nach Mitternacht. Ihre klugen und ruhigen Augen hatten mir gefallen und das dunkelblaue Kleid, das sie trug.“ Er beginnt mit den ersten Sätzen des Textes „Die Braut“ von Arthur Schnitzler. Einem kleinen Werk, das dieser als Vorstudie zu seiner Traumnovelle verfasste, das aber wenig bekannt ist. Darin erzählt er eine flüchtige Bekanntschaft mit einer jungen Frau, die sich am Beginn des 20. Jahrhunderts die Freiheit nimmt, so zu leben, wie sie möchte. Ohne eheliche Pflichten, mit Hinwendung zu jenen Männern, die sie sich aussucht und nicht umgekehrt. Aber auch im vollen Wissen, damit von der Gesellschaft geächtet zu werden. Der Lebensentwurf von Schnitzlers Protagonistin ist sogar für heutige Verhältnisse noch für viele Frauen und Männer undenkbar. Gerade deshalb könnte man sie als feministische Vorreiterin par excellence bezeichnen. Der Schauspieler Silas Breiding legt seinen Erzähler sehr einfühlsam an, bewundernd und mit Respekt dieser Frau gegenüber ausgestattet. Schnitzlers Text erscheint – denkt man an die Zeit der Entstehung – wie ein futuristischer Wunschtraum.
Die Braut oder Moderne Frauen, Silas Breiding (c) Christian Mair
Der Monolog, mit dem Breiding den Auftakt zum Abend bestreitet, aber auch der spätere Text, werden zum Teil vom Thalhof-Quartett begleitet. Es besteht aus jungen Studierenden der MDW, die den Abend unter der Regie von Jens Bluhm musikalisch unterstützen. Das Quartett hatte sich unter der Federführung des Leiters des Haydn Instituts für Kammermusik und Spezialensembles am MDW, Johannes Meissl, anlässlich dieser Produktion im Sommer formiert und wird, höchst erfreulich, auch in Zukunft unter diesem Namen weiter auftreten.
Jelineks reaktionäre Frauenbeschreibung
„Krankheit oder Moderne Frauen“ nennt sich ein Text von Elfriede Jelinek aus dem Jahr 1987. Mit ihm wurde ein Kontrapunkt zur Eingangsszene gesetzt, in welcher Schnitzler seiner jungen Frau ein selbstbestimmtes Leben zuerkennt. Jelinek beschreibt in ihrem Stück, das sie stilistisch als Textfläche angelegt hat, zwei höchst gegensätzliche Paare. Emily, Krankenschwester und Schriftstellern ist mit Heidkliff, einem Zahnarzt liiert. Carmilla (Laura Laufenberg) hingegen ist die gefügige Ehefrau von Benno (Christoph Kohlbacher). Laufenberg und Kohlbacher sind im 2. Jahrgang ihrer Schauspielausbildung. Die vampiristischen Anlagen von Emily tauchen in der Regie von Jens Bluhm nicht auf. Vielmehr konzentrierte er sich bei dem Text auf die kaum erträglichen Stereotype der in den 80er Jahren noch üblichen Frauen- und Männer-Geschlechterbilder. Der Mann ist der Besitzende, der alles Bestimmende, der die Frau Formende. Diese verbleibt in Jelineks Text in der Rolle als Sexualobjekt, Gebärmaschine oder Haushaltshilfe, sich anbiedernd bis zum bitteren Ende. Die Gegenüberstellung von Gut und Böse ist dabei eindeutig verteilt. „Ich bin ein Maß, ich bin ein Muss“, erklärt Heidkliff an einer Stelle, während Carmilla sich selbst als „nichts Halbes und nichts Ganzes“ beschreibt, als ein Wesen „von liebenswürdiger Geringfügigkeit“.
Eine Textkombination als Ausgangsbasis
Bluhm hat bereits, wie auch Silas Breiding und Saskia Klar, die in der Rolle von Emily auftritt, das Max Reinhardt Seminar erfolgreich abgeschlossen. Der junge Regisseur arbeitet seit einigen Jahren an den Münchner Kammerspielen als Regieassistent und ließ sich auf den Vorschlag der Textkombination Schnitzler und Jelinek von Anna Maria Krassnigg ein, nicht ohne selbst eigene Textstriche durchzuführen. Zugleich nimmt er auch Krassniggs Idee auf, „verwundete Orte“, wie auch der Thalhof lange Zeit einer war, mit in die Konzeption der Inszenierung einzubauen. Das Schönbrunner Schlosstheater ist kein verwundeter Ort, aber allemal ein verwunschener, ein in der Zeit stehen gebliebener. Insofern schmiegt auch er sich wunderbar an diese Idee an.
Die Braut oder Moderne Frauen (c) Petra Gruber
Die Bühne und die Kostüme (Lena Müller) verbleiben im abstrakten Schwarz-Weiß-Modus, der Boden ist spiegelnd glatt. Nichts, was irgendwie heimelig erscheint. Die Menschen sind bei Jelinek in ihrem Sein gefangen und sich gegenseitig ausgeliefert. Sie stehen in ihrer kalten Gefühlswelt in starkem Kontrast zu Schnitzlers Figuren, die sich trotz all ihrer Unterschiedlichkeit dennoch schätzen.
Was ist antiquiert und was zukunftsweisend?
Die Position des Publikums erlaubt es, den historischen Raum des Theaters, zumindest aus den Augenwinkeln, wahrzunehmen. Das unweigerliche Switchen in der Wahrnehmung zwischen moderner Bühneninszenierung und barocker Ausstattung bedeutet eine sehr kluge Verschränkung mit den Texten, die das junge Ensemble anbietet. Wobei sich die historische Zeitabfolge der emanzipatorischen Ideen dabei völlig ad absurdum führt. Gestrige Ansichten sind Zukunftsmusik und Neueres gehört zum alten Eisen. Dabei drängt sich fast automatisch die Idee der Geschlechterkonstruktion auf. Dieses für gewöhnlich mühsam diskutiertes Feld schleicht sich in dieser Inszenierung auf leisen Sohlen in die Gehirnwindungen der Zusehenden.
Schnitzler Zeitgenossen und Ivana Stefanovic steuern die Musik bei
Die Auswahl der Streichquartette von Zeitgenossen von Schnitzler, Anton Webern und Alexander von Zemlinsky, die das Geschehen subtilst begleiten, ist höchst intelligent. Sowohl Webern, ein Komponist der Zweiten Wiener Schule, als auch Zemlinsky, über den sich die Wissenschaft zum Teil streitet – wird er doch sowohl den atonalen als auch den tonalen Komponisten zugeordnet – verwendeten Kompositionsprinzipien, die zu ihrer Zeit zukunftsweisend waren. Musikalische Utopien, die sich zum Teil überlebten, zum Teil jedoch in den Kanon der klassischen Musiktradierung aufgenommen wurden. Schön, dass sich mit Ivana Stefanovic auch eine Komponistin unserer Zeit dazugesellen kann. Stefanovic, die nach ihren Studien in Belgrad und Paris für das Belgrader Radio und Fernsehen gearbeitet hat, Direktorin eines Musikfestivals war, den Posten der Kulturstaatssekretärin innehatte und an einem Zentrum für „Women`s studies“ unterrichtet, ist ein wunderbares Beispiel einer emanzipierten Frau, die in einem Männerberuf reüssierte und im übertragenen Schnitz´lerschen Sinne ihr Leben nach ihren eigenen Vorstellungen lebt.
Musikalisch wird mit den dargebotenen Werken eine große Bandbreite zwischen höchst dramatischen Sätzen und solchen, die mit sehr feinen Zwischentönen auskommen, aufgezeigt. Das Leben der Frauen und Männer, die an diesem Abend zu Wort kommen, ist genauso spannungsgeladen, wie die Musik, die gespielt wird. Unterdrückung und Konformität, aber auch die Möglichkeit, sich einem bestehenden Machtsystem zu entziehen, kann aus einzelnen musikalischen Strukturen herausgelesen und gehört werden. Die Schönheit eines Individuums und die Kraft einer Gruppe, könnten mit den musikalischen Einschüben assoziiert werden. Genauso wie für Jelineks an einigen Stellen ins Absurde ausufernden Text gibt es auch hier mannigfaltige Interpretationsmöglichkeiten.
Musiktheater mit Texten
Die Braut oder moderne Frauen (c) Christian Mair
„Musiktheater mit Texten“ nannte der Salon5 diese Inszenierung, die in Zusammenarbeit mit isa – der internationalen Sommerakademie der MDW zustande kam. Den jungen Protagonistinnen und Protagonisten bot sie zugleich die Möglichkeit, über den Tellerrand der eigenen Profession hinwegzublicken.
„Zuzusehen, wie akribisch Musizierende arbeiten und umgekehrt mitzubekommen, wie frei sich die Schauspielerinnen und Schauspieler ihren Rollen näherten, bedeutete für beide Gruppen eine unglaubliche Bereicherung.“ Anna Maria Krassnigg, die mit ihrem Salon5 den isa – Projekten Jahr für Jahr eine Plattform bietet, kann man getrost als Mentorin vieler junger Theaterschaffender bezeichnen. Ohne ihren Enthusiasmus und ihre Bereitschaft, kompromisslose Qualität auf Bühnen zu bringen, hätte eine Inszenierung wie diese wohl kaum das Licht der Bühne erblickt.
„Die Braut oder Moderne Frauen“, dieser theatralische Hermaphrodit, in dem Musik und Schauspiel gleichermaßen zu ihrem Recht kommen, ist das, was man gemeinhin als „harten Tobak“ charakterisiert. Sperrig, und alleine mit Intuition nicht zu erfassen. Zugleich aber auch ein Theaterabend, der aufzeigt, dass es mit Mut zu Unbekanntem möglich ist, Horizonte zu erweitern und Denkanstöße zu geben, die ohne diesen Abend so nicht zustande gekommen wären. Wer gut und wer böse ist, wo die Grenze zwischen Selbstbestimmung und Unterwerfung liegt, bleibt offen, die Deutungshoheit somit beim Publikum. Und auch, dass Theater streckenweise absurd sein darf, in Zeiten wie den unsrigen vielleicht sogar sein muss, kann als Erkenntnis mit auf den Nachhauseweg genommen werden.
Im Thalhof-Quartett spielen: Soo-Hyun Park / Violine, Nadia Kalmykova /Violine, Joachim Kelber / Viola sowie Mislav Brajkovic / Violoncello.